Erfahrungsbasiertes Lernen
Erfahrungsbasiertes Lernen ist eine Lernmethode, die davon ausgeht, dass Lernen am effektivsten ist, wenn es auf realen und praktischen Erfahrungen basiert, anstatt lediglich auf theoretischen Informationen.
Erfahrungsbasiertes Lernen betont somit die Bedeutung der direkten Erfahrung und Reflexion im Lernprozess und erkennt an, dass Lernen oft am besten geschieht, wenn es in einem realen oder simulierten Kontext stattfindet, der für den Lernenden relevant und bedeutsam ist. Es geht davon aus, dass das Lernen sowohl ein persönlicher als auch ein sozialer Prozess ist und dass Reflexion ein kritischer Bestandteil dieses Prozesses ist.
Dieses Konzept wurde von mehreren Pädagogen und Theoretikern vorgeschlagen und entwickelt, am bekanntesten ist wahrscheinlich David Kolb.
David Kolb hat ein Vier-Phasen-Modell des erfahrungsbasierten Lernens vorgestellt, das so funktioniert:
- Konkrete Erfahrung: In dieser Phase macht der Lernende eine neue Erfahrung oder begegnet einer ungewohnten Situation.
- Reflektierendes Beobachten: Nachdem er die Erfahrung gemacht hat, reflektiert der Lernende darüber und versucht, die Erfahrung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
- Abstrakte Begriffsbildung: Auf Basis der Reflexion versucht der Lernende, das Gelernte zu konzeptualisieren und Theorien oder Modelle darüber zu entwickeln.
- Aktives Experimentieren: Schließlich wendet der Lernende das, was er gelernt und konzeptualisiert hat, in neuen Situationen an, was wiederum zu neuen konkreten Erfahrungen führt.
Diese vier Phasen sind zyklisch und können immer wieder durchlaufen werden, wodurch der Lernende seine Kenntnisse und Fähigkeiten weiter vertieft und verfeinert.
Es gibt verschiedene Ausprägungen des erfahrungsbasierten Lernens, darunter:
- Praktikum: Lernende arbeiten in realen Arbeitsumgebungen, um praktische Erfahrungen zu sammeln.
- Service-Learning: Lernende engagieren sich in gemeinnützigen Projekten oder Dienstleistungen und reflektieren über ihre Erfahrungen.
- Studienreisen: Durch Reisen in andere Kulturen oder Umgebungen erhalten die Lernenden direkte Erfahrungen, die ihr Verständnis für bestimmte Themen vertiefen können.
- Simulationen und Rollenspiele: Lernende nehmen an simulierten Aktivitäten teil, die realen Situationen nachempfunden sind.
- Projektbasiertes Lernen: Lernende arbeiten an konkreten Projekten, oft in Teams, um ein Problem zu lösen oder ein Produkt zu erstellen.
Spatial Computing
Spatial Computing bezieht sich auf Technologien, die die physische Welt mit digitalen Daten und Umgebungen verschmelzen lassen. Es umfasst Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Mixed Reality (MR). Wenn man überlegt, wie Spatial Computing die verschiedenen Ausprägungen des erfahrungsbasierten Lernens unterstützen kann, eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten
Kombination Spatial Computing und erfahrungsbasiertes Lernen
Spatial Computing und erfahrungsbasiertes Lernen können auf mehrere innovative Weisen kombiniert werden, um das Lernen zu verbessern, personalisieren und realitätsnäher zu gestalten.
Die Kombination von Spatial Computing und erfahrungsbasiertem Lernen bietet eine Fülle von Möglichkeiten, das Lernen interaktiver, personalisierter und effektiver zu gestalten. Durch den Einsatz moderner Technologie können Lernende in Umgebungen eintauchen, die sowohl lehrreich als auch fesselnd sind.
Mehrwerte der Kombination:
- Immersive Umgebungen: Spatial Computing kann immersive, dreidimensionale Umgebungen erstellen, in denen Lernende realitätsnahe Erfahrungen sammeln können. Dies kann besonders wertvoll sein in Bereichen wie Medizin, Bauingenieurwesen oder Physik, wo realistische Simulationen von Verfahren oder Prozessen zum Lernen eingesetzt werden können.
- Interaktive Lernpfade: Erfahrungsbasiertes Lernen erfordert oft, dass Lernende eigene Wege gehen und Entscheidungen treffen. Spatial Computing kann Umgebungen bieten, in denen Schüler verschiedene Lernpfade erkunden und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen in Echtzeit erleben können.
- Gruppenarbeit und Zusammenarbeit: Spatial Computing ermöglicht es mehreren Nutzern, sich in einem gemeinsamen virtuellen Raum zu treffen. Dies kann genutzt werden, um Teamarbeit und kollaboratives Lernen zu fördern, wo Teams zusammen Projekte in einer virtuellen Umgebung durchführen können.
- Echtzeit-Feedback: Durch die Kombination von KI und Spatial Computing können Lernende sofortiges Feedback zu ihren Aktionen und Entscheidungen in der virtuellen Umgebung erhalten, was den Lernprozess beschleunigt.
- Adaptives Lernen: Mithilfe von KI und Datenanalyse kann die Lernerfahrung individuell angepasst werden. Je nach Fortschritt und Vorlieben des Lernenden kann die virtuelle Umgebung angepasst werden, um den Lernbedürfnissen gerecht zu werden.
- Integration von physischen und virtuellen Elementen: Spatial Computing kann auch Augmented Reality (AR) nutzen, um physische und virtuelle Elemente miteinander zu kombinieren. Dies ermöglicht es den Lernenden, mit physischen Objekten in einer durch AR erweiterten Umgebung zu interagieren, was besonders nützlich für Fächer wie Biologie, Chemie oder Kunst sein kann.
- Zugänglichkeit und Inklusion: Spatial Computing kann Lernerfahrungen für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten anpassen. So können beispielsweise hör- oder sehbehinderte Personen durch angepasste virtuelle Umgebungen unterstützt werden.
Auswirkungen auf die Rolle des Trainer*in/Lernenden
Um die Veränderungen durch den Einsatz der neuen Möglichkeiten genaueer zu verstehen, müssen wir uns die Beteiligten im Lernprozess einmal genauer ansehen. Aus Trainer*in und Lernenden Perspektive könnten so Auswirkungen zu berücksichtigen sein:
Trainer*in-Sicht
Erfahrungsbasiertes Lernen erlaubt mir, Theorie und Praxis auf eine Weise zu verbinden, die traditionelle Lernmethoden oft nicht bieten können. Durch das direkte Anwenden und Erleben von Konzepten im echten Leben oder in simulierten Umgebungen kann ich mein Verständnis vertiefen und die Relevanz des Gelernten in realen Kontexten erkennen. Es verändert das Lernen von einem passiven Prozess des „Aufnehmens“ von Informationen zu einem aktiven Prozess des „Tuns“ und „Reflektierens“.
Auswirkungen auf den Trainer*in-Rolle aus Sicht des Lerners
- Vom Lehrer zum Begleiter: Statt lediglich Inhalte zu präsentieren, wird der Trainer eher zu einem Begleiter oder Mentor. Er unterstützt und leitet den Lernprozess, anstatt ihn zu dominieren.
- Aktives Zuhören: Der Trainer wird mehr Zeit damit verbringen, den Lernenden zuzuhören, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu verstehen und sie entsprechend zu leiten.
- Flexibilität: Da erfahrungsbasiertes Lernen oft unvorhersehbare Lernpfade und Ergebnisse mit sich bringt, muss der Trainer flexibel und adaptiv sein, um auf die Bedürfnisse und Entdeckungen der Lernenden reagieren zu können.
- Bewertungsmethoden: Traditionelle Prüfungen und Tests könnten weniger relevant werden. Stattdessen könnte der Schwerpunkt auf Projektbewertungen, Reflexionsaufsätzen oder anderen Formen der Beurteilung liegen, die die praktischen und reflexiven Aspekte des Lernens hervorheben.
- Ständiges Lernen: Um im erfahrungsbasierten Lernen effektiv zu sein, muss der Trainer ständig lernen und sich weiterentwickeln, um den sich ständig ändernden Bedürfnissen und Interessen der Lernenden gerecht zu werden.
Aus Lernenden-Sicht
Die Möglichkeiten bieten, das Lernen durch direkte Erfahrung, Interaktion und Immersion zu vertiefen und zu bereichern. Es ermöglicht mir, über die Grenzen des traditionellen Trainings hinauszugehen und neue, spannende und oft unerreichbare Welten des Wissens zu erkunden. Folgende Punkte sehe ich als Lernenden sehr hilfreich:
- Immersion: VR bietet ein höchst immersives Erlebnis. Das Eintauchen in eine virtuelle Umgebung kann das Lernen intensiver und fesselnder machen, insbesondere bei komplexen oder schwer zu verstehenden Themen.
- Interaktivität: In einer VR-Umgebung kann ich mit Objekten interagieren, Experimente durchführen oder verschiedene Szenarien durchspielen. Dies ermöglicht ein hands-on Lernen, das mir hilft, Konzepte besser zu verinnerlichen.
- Sichere Simulation: In VR kann ich Situationen simulieren, die in der realen Welt gefährlich, teuer oder einfach nicht umsetzbar wären. Das erlaubt mir, in einer sicheren Umgebung zu experimentieren und zu lernen.
- Globale Zusammenarbeit: VR ermöglicht es mir, mit anderen Lernenden aus der ganzen Welt in einer gemeinsamen virtuellen Umgebung zu interagieren und zusammenzuarbeiten.
- Personalisiertes Lernen: Viele VR-Lernanwendungen bieten personalisierte Lernerfahrungen, die sich an mein Tempo und meinen Lernstil anpassen.
- Emotionale Verbindung: Durch das Erleben von Geschichten oder Situationen in VR kann ich eine tiefere emotionale Verbindung zum Lernmaterial herstellen, was das Erinnern und Verstehen fördert.
- Zugang zu unerreichbaren Orten: Mit VR kann ich Orte besuchen, die ich sonst nie erleben könnte, sei es die Spitze des Mount Everest, das Innere einer Zelle oder eine Reise durch das Sonnensystem.
- Engagement: Die fesselnde Natur von VR kann dazu beitragen, meine Motivation und mein Engagement für das Lernen zu steigern.
Zusammenfassung
Spatial Computing und erfahrungsbasiertes Lernen ergänzen sich, um Lern- und Arbeitsumgebungen zu revolutionieren. Spatial Computing ermöglicht immersive, realitätsnahe Simulationen, die die konkrete gefordertet Erfahrung nach dem erfahrungsbasiertes Lernen verstärken. Diese Technologie fördert somit eine tiefere Reflexion durch die unmittelbare Visualisierung komplexer Daten und Szenarien. Teams können in einer digitalen Umgebung zusammenarbeiten, wodurch der reflektierende Beobachtungsteil des erfahrungsbasiertes Lernen erleichtert wird. Das schnelle Prototyping und die Echtzeitsimulationen unterstützen die abstrakte Konzeptualisierung und das aktive Experimentieren. Die Integration von KI bietet adaptive Unterstützung, fördert personalisierte Lernerfahrungen und optimiert den Problemlösungsprozess.
Für mich ist Lernen am effektivsten, wenn es persönlich und relevant ist. Erfahrungsbasiertes Lernen ermöglicht genau das. Es gibt mir die Möglichkeit, meine eigenen Lernerfahrungen zu gestalten, zu experimentieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Diese Methode fördert die Eigenverantwortung und hilft mir, kritische Denkfähigkeiten, Problemlösungskompetenzen und praktische Fähigkeiten zu entwickeln, die für die reale Welt unerlässlich sind.
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Quelle
Torsten Fell