Chronische Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität, schränken oft auch das Sozialleben und die berufliche Leistungsfähigkeit ein. „Für Menschen mit chronischen Schmerzen ist die multimodale Therapie am wirksamsten. In der Versorgung ist das aber schwierig, weil entsprechende Therapieplätze nicht vorhanden sind und die Wartezeiten lang sind“, erklärte Prof. Dr. Axel Schäfer, Hildesheim, Physiotherapeut und Therapieforscher auf der Pressekonferenz zum Schmerzkongress [1].
„Digitale Therapien über Virtual Reality (VR) und Apps können einen Beitrag leisten, um eine Schmerztherapie zu ergänzen und zu unterstützen“, erklärte Schäfer, der seit Jahren zu VR-Brillen forscht. VR-Brillen und Apps können negative Schmerzüberzeugungen adressieren aber auch das Gesundheitsverhalten positiv beeinflussen, so Schäfer.
Der Bedarf ist groß: Nach unterschiedlichen Schätzungen sind in Europa mindestens 20 bis 30% der Bevölkerung von chronischen Schmerzen betroffen. Schmerzen, die ohne erkennbare körperliche Schädigung in hoher Frequenz über mindestens 3 Monate auftreten, gelten als chronisch.
Eine multimodale Schmerztherapie schließt bisher neben der medikamentösen Therapie auch Bewegung, Entspannungstherapien und eine kognitive Verhaltenstherapie zur Schmerzbewältigung ein. Technologische Werkezuge können diese immer häufiger ergänzen. Digitale Therapien über Virtual Reality und Apps können einen Beitrag leisten, um Schmerztherapie zu ergänzen und zu unterstützen. Prof. Dr. Axel Schäfer
Mit dem Avatar wird der eigene Körper wieder als beweglich erlebt
Mit der VR-Therapie haben Patienten die Möglichkeit in eine virtuelle Welt einzutauchen, „für viele ist das auch eine faszinierende Erfahrung“, berichtete Schäfer. Die virtuellen Welten können an die jeweiligen Therapieziele und Vorlieben der Patienten – etwa eine entspannte Umgebung wie Meeresrauschen am Strand – angepasst werden. „Das Besondere ist, dass Patienten die Möglichkeit haben, den eigenen Körper als Avatar wieder als beweglich zu erleben, als stark, gesund und fähig genug zu klettern, zu laufen oder zu springen“. Patienten haben die Möglichkeit, den eigenen Körper als Avatar wieder als beweglich zu erleben. Prof. Dr. Axel Schäfer
Das findet zwar „nur“ in der virtuellen Realität statt, diese Erfahrung bewirkt aber auch, dass die Repräsentation des Körpers in der Großhirnrinde positiv beeinflusst werden könne, erklärte Schäfer. Denn das Problem bei chronischen Schmerzen sei ja, dass Bewegungen und Aktivität mit Angst besetzt sind bzw. gar nicht mehr möglich sind. „Virtual Reality kann da eine wichtige Rolle spielen“, so Schäfer.
Der in einer künstlichen Welt agierende Avatar lenkt effektiv vom Schmerz ab. Gamification – also der spielerische Effekt – motiviert die Patienten dazu, die Therapie durchzuführen und auch durchzuhalten. Der Nutzer kann vollständig in die virtuelle Umgebung eintauchen und den virtuellen Körper im Idealfall als real präsent erleben.
Quelle:
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4913061?form=fpf