Seit Jahren wird immer wieder mehr oder weniger intensiv über den Einsatz von Metaversen zu Zwecken der Personalgewinnung diskutiert. Auch hier im Blog oder auf unseren letzten beiden #HREdge Events zeigen wir regelmäßig Cases dazu. Gleichwohl haftet dem Thema immer ein wenig der Verdacht an, sich dann doch irgendwie nicht wirklich durchzusetzen: das Warten auf den Godot, der ja bekanntlich nie kommt…
Ich bin da auch immer ein wenig hin und her gerissen. Einerseits ist die Technologie faszinierend und die denkbaren Szenarien höchstgradig naheliegend, insb. unter Gesichtspunkten der Personalgewinnung – Stichwort: immersive Berufsorientierung, Realistic Job Preview, virtuelles Assessment usw. Andererseits gibt es all das ja auch schon seit Jahren bzw. “gab” – man denke an Second Life und dortige Karrieremessen im Jahre 2007 – und irgendwie hat es sich auf breiter Front immer noch nicht durchgesetzt.
Aber es tut sich was. Kürzlich wurde etwa die scheinbar recht erfolgreiche Metaverse Karrieremesse von deka bekannt.
Und heute ging ein Case an den Start, den ich aus verschiedenen Gründen für mehr als bemerkenswert halte. Zum einen steht hinter dem ZF Metaverse niemand geringerer als Martin Maas, der über die letzten 15 Jahre nicht nur immer wieder höchst innovative Personalmarketing-, Employer Branding- und Recruiting-Lösungen an den Start brachte, sondern dabei auch immer den Nachweis betriebswirtschaftlichen Nutzens mitlieferte. Zum anderen finde ich das ZF Metaverse schlichtweg in vielerlei Hinsicht gelungen und sinnvoll…
Worum geht es?
ZF ist einer der größten Automobilzulieferer der Welt. Dass man dort Achsen und Getriebe beherrscht, könnte dem einen oder anderen, zumindest aus dem Ingenieursumfeld, bekannt sein. Aber die Bekanntheit unter IT Fachkräften dürfte schon deutlich dürftiger ausfallen. Wenn aber die Zukunft des Unternehmens in der Verzahnung von Hard- und Software, im “Connected Vehicle” liegt, dann muss diese Zielgruppe irgendwie erreicht und inhaltlich abgeholt werden.
(Auch) um dieser Zielgruppe zu signalisieren, dass man sich bei ZF “mit neuer Tech” befasst, die beim Thema X-Reality bei ZF sogar schon im Produktumfeld Alltag ist, beschloss man, auch die Karrierekommunikation und das Recruiting in neuer Tech stattfinden zu lassen – im Metaverse. Dieses ersetzt dabei nicht die Karriere-Website, sondern ergänzt diese. Man könnte sagen als “verlängerter Arm”. Und – ganz wichtig – das ZF Metaverse richtet sich explizit an externe UND interne KandidatInnen.
Ein globaler und mehrere regionale Spaces
Hierbei gibt es verschiedene Spaces, also virtuelle Räumlichkeiten, die man begehen, in denen man sich frei bewegen und zahlreiche Informationen und Services rund um die Jobsuche finden und nutzen kann. Man erstellt sich hierbei einen Avatar, mit dem man wahlweise unter Klarnamen oder auch anonym im Metaverse auftritt.
Durch die Räume navigiert man dann denkbar einfach über die Cursortasten der Tastatur. Dass man den Avatar pimpen kann und mit diesem auch „silly moves“ machen kann, ist sicherlich kein entscheidendes Merkmal, macht aber durchaus Spaß…
Im globalen Space werden konzernübergreifende Themen inszeniert, etwa bzgl. der Darstellung von ZF als Arbeitgeber, Unternehmenswerte etc.
Daneben gibt fünf regionale Spaces, in denen sich konkrete Karriereinformationen und Events der Regionen sowie der diesen zugeordneten Länder finden.
Was für Inhalte gibt es:
– Im Rahmen interner wie externer Karrieremessen können Hiring Manager live ihre Jobs vorstellen, Interessierte können sich im direkten Austausch darüber informieren…
– …Man kann dann dort direkt Termine für Gespräche mit Recruitern vereinbaren, wofür man direkt den Online-Kalender der zuständigen Personen einsehen kann. Diese Gespräche können dann klassisch in Teams oder eben auch direkt im Metaverse stattfinden, denn es gibt “Räume”, in denen One-on-One Informationsgespräche oder auch Job-Interviews durchgeführt werden können – wenn es die Kandidaten möchten.
– Es laufen die ersten Diskussionen und Konzeptionen um perspektivisch auch den Einsatzzweck virtueller Welcome Days im Metaverse abzudecken.
– Auch für das Thema Onboarding ist das ZF Employer Branding Team schon am internen Evaluieren und Pitchen um langfristig einen Großteil der Candidate Journey durch das Metaverse begleiten zu können.
– Man kann sich über Produkte des Unternehmens informieren, in dem man sich diese in 3D, AR und im Detail ansehen kann.
– An einer Station findet man Spotify-Playlists der “ZF Ambassadoren”, über die man ein Gefühl erlangt, was für Menschen so bei ZF arbeiten. Kandidaten können hier ihre eigenen Playlists einstellen und darüber in einen sehr “menschelnden” Kontakt mit dem Unternehmen treten.
– An verschiedenen Stellen kann man Coins einsammeln, die man erhält, wenn man sich mit unterschiedlichen Inhalten – etwa zu Diversity – auseinandergesetzt hat und die man später in ein kleines “Dankeschön” umtauschen kann. Hat so ein bisschen was von Schnitzeljagd und ist ein ganz geschickt eingesetztes Gamification Element.
Ein großer Schritt in Richtung “sinnvoller Einsatz” eines Metaverse in der Personalgewinnung
Ich muss sagen, das ZF Metaverse ist so mit das Beste, was ich in dieser Richtung bislang gesehen habe. Ersetzt das Metaverse die Karriere-Website? Nein, soll es hier auch nicht – aber es ist eine andere und tatsächlich “immersivere” Darreichungsform der karriererelevanten Inhalte. Und vor allem, es krankt hierbei nicht an dem alten “VR-Problem”, dass man erstmal mühsam irgendwelche Hardware an den Start bringen muss. Klar, man kann das mit einer VR/AR Brille nutzen, aber es funktioniert auch schon ziemlich gut und vor allem EINFACH über den Browser. Aber das Metaverse ist eben NICHT nur eine andere Aufbereitung der Inhalte der Karriere-Website, denn darin können ja auch wie oben beschrieben andere Bestandteile der Personalgewinnung passieren: direkte Gespräche und Interviews, Events, Onboarding usw. Und genau da sehe ich auch den Business Case. Denn all diese Dinge muss ein Arbeitgeber ja auch anbieten, wofür dann oft die unterschiedlichsten Tools und Plattformen beschafft, betrieben und bestückt werden müssen. Das ZF Metaverse bietet dafür aber schon alles und kann vom Unternehmen vergleichsweise einfach über Editoren bespielt werden. Das eine Karriere-Metaverse ist also DIE Begegnungsstätte, um die verschiedensten Formen der Informationen und des Austauschs stattfinden zu lassen. Und das Schöne daran ist, auch eigene Mitarbeiter profitieren davon und können ihre eigene interne Stellensuche durch die internen Karrieremessen im Metaverse deutlich interaktiver gestalten.
Dann warten wir mal ab, wann man im Azubi-Bereich am “Deutschland-Stand” im Western Europe Space die ersten immersiven Recruiting Games findet! Wir hätten da was… 😉
Wer das ZF Metaverse ausprobieren möchte, der kann dies hier tun – ohne Registrierung, ohne VR-Brille, ohne aufwendige Installation: ZF Metaverse
Quelle: