Über den „Goethe-Apparat“ lässt sich das Arbeitszimmer des Dichters betreten. Studierende erarbeiteten nun Lösungen für ein interaktives Erlebnis.
Am historischen Wohnort Goethes in Weimar ermöglicht der „Goethe-Apparat“ einen realistischen Eindruck seines Arbeitszimmers: Mittels 3D-Visualisierung können unter anderem Goethes Zeichentisch aufgeklappt und seine Schubfächer virtuell geöffnet werden. Zehn Studierende des Fachs „Integriertes Produktdesign“ der Hochschule Coburg entwarfen nun innovative Interfaces, um den Raum konkret „begreifbar“ zu machen. Die Vorschläge für intuitive Steuerungen wurden gemeinsam mit der Agentur „Digitus Art“ und der Direktion „Digitale Transformation“ der Klassik Stiftung Weimar erarbeitet.
Die Frage, wie eine Schublade geöffnet werden könne, sei tatsächlich auch eine Frage für Designerinnen und Designer, erläutert Professor Michael Markert, der die Studierenden begleitet hat: „(…) es geht schließlich nicht nur darum, ansprechende Produkte zu designen, sondern auch um die wichtige Erkenntnis, dass die Benutzung und Bedienung von gestalteten Dingen auf uns rückwirkt und somit unser Verhalten gestaltet: Damit nimmt die Interaktionsgestaltung im Bereich des Produktdesign eine wichtige Rolle ein.“
Digitale Zeitreise
Um Museumsbesuchenden solche Erfahrungen zu eröffnen, entwickelte zum Beispiel Lea Kemmelmeier zwei intelligente Griffe, deren Bedienung sich an den natürlichen Bewegungen von Händen und Armen beim Greifen, Öffnen und Schließen orientiert. Julia Kipke stellte eine Kugel-Steuerung – einen Maus-ähnlichen Track-Ball – vor. Diese wurde Goethes „Stein des guten Glücks“ nachempfunden, eine Skulptur in seinem Garten, die seine schwierige Beziehung zu Charlotte von Stein thematisiert.
Fabian Söllner entwarf eine digitale Zeitleiste, die auf ein Problem bei der historischen Darstellung von Räumen in Museen reagiert: Zwangsläufig kann diese nur einen bestimmten Zeitpunkt widerspiegeln und die Veränderung von Räumen nicht wiedergeben. Die digitale Zeitleiste erlaubt hingegen die Neuanordnung des Arbeitszimmers nach Auswahl einer bestimmten Jahreszahl oder eines Themas.
Goethe nutzte das Arbeitszimmer über 40 Jahre und hat es immer wieder an seine Bedürfnisse angepasst und umgestaltet. Es versammelt alle Schwerpunkte seines Schaffens: von der Literatur über die Naturwissenschaften bis hin zu seinen grafischen Sammlungen und Zeichnungen.
Quelle:
Foto (C) Klassik Stiftung Weimar
https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/wie-virtual-reality-museen-erlebbar-macht-6534