Innovationen wie das Metaverse werden meist fernab von B2B-Anwendern diskutiert und erprobt. Doch auch Unternehmen aus diesem Bereich können ohne große Investitionen früh Erfahrungen mit einer Technologie sammeln, wenn sie auf einige Faktoren achten. Eine besondere Rolle kommt dabei den Fachabteilungen zu.
Haben Sie sich als Unternehmen auch schon öfter gefragt, wann der richtige Zeitpunkt ist, auf einen Hype aufzuspringen? Haben Sie sich schon einmal geärgert, dass Sie mal wieder zu den “late Adoptern” gehört haben und dann abrupt, ungeplant und mit zu hohen Kosten nachziehen mussten? Dann geht es Ihnen wie den meisten Ihrer Wettbewerber. Doch was wäre, wenn man solche Hypes ohne große Investitionen nutzen könnte, einenErfahrungsschatz im Umgang mit einer bestimmten Technologie aufbauen kann, um dann für den Moment vorbereitet zu sein, in dem aus einem Hype ein seriöser Use Case wird. Aktuell deuten zum Beispiel viele Anzeichen darauf hin, dass das “Metaverse” die nächste virtuelle Sau sein wird, die es in den kommenden Jahren durch diverse digitale Dörfer zu treiben gilt. Doch auch darüber hinaus besteht schon heute berechtigter Grund zur Annahme, dass das Metaverse nach dieser Hype-Phase nicht mehr verschwinden wird,[1] sondern dem Menschen auch von nachhaltigem Nutzen sein könnte.
Denn abseits von Facebooks medienwirksamem Rebranding sind die Technologien und Grundprinzipien schon heute im Markt vorhanden und längst nicht mehr in der Hand eines einzigen Plattformanbieters:[2] So kündigte Apple vor kurzem den Launch eines eigenen Mixed-Reality-VR-Headsets an. [3] Die Übernahme des VR-Headset-Herstellers Pico Interactive durch ByteDance, den Schöpfer von TikTok, kündet ebenfalls davon, dass das Metaverse ein ernstzunehmendes Zukunftsszenario darstellt.
Und auch wenn aktuell noch viel von B2C die Rede ist, ist eine gewisse Relevanz dieses Themas im Kontext von B2B-Themen vorgezeichnet. Die frühe Auseinandersetzung mit den Themen VR und Metaverse lohnt sich also in jedem Fall. Doch wie gelingt es, dieses Wissen in ein Unternehmen zu bringen, ohne zu viele Ressourcen zu binden?
Erfolgsfaktor Innovationsmanagement
Beim Management von Innovationen setzen Unternehmen gerne auf den Aufbau sogenannter „Centers of Excellence“ oder ähnliche gut klingender Institutionen wie [4] „Innovation Labs“, „Digilabs“, Innovations-Hubs usw. All diese Ansätze eint, dass sie die jahrzehntelang gewachsenen Strukturen im Konzern und das dadurch zwangsläufig entstandene „Silodenken“ mit neuen Prozessen überwinden wollen und müssen, um Technologien wie RPA und Automatisierung, KI und Machine Learning oder eben das Metaverse und Virtual Reality erfolgreich zu implementieren.
Fest steht aber auch: Innovation lässt sich in den seltensten Fällen verordnen. Sie entsteht aus Neugier, dem Ringen um die beste Lösung für ein bestimmtes Problem, dem Prinzip „Trial and Error“. Das bedeutet im Umkehrschluss: Damit sich neue Technologien erfolgreich in einem Unternehmen durchsetzen können, müssen sie raus aus den IT- und Innovations-Abteilungen und rein in die Fachabteilungen. Denn erst hier – im HR, Vertrieb, Marketing oder der Produktion – zeigt sich, ob neue Technologien Unternehmensprozesse sinnvoll unterstützen und die Produktivität nachhaltig steigern können. In der Corona-Krise waren es die Fachabteilungen, die die Fortführung des Geschäftsbetriebs, die „Business Continuity“, in ihren Unternehmen sicherstellen mussten – und hierfür mit pragmatischen Lösungen punkteten.
Wissenssilos gezielt vermeiden
Trotzdem gelingt es aber immer noch viel zu selten, Innovation nachhaltig im Unternehmen nachhaltig zu verankern. Stattdessen droht die Gefahr, einen weiteren Wissenssilo zu schaffen, der organisatorisch entkoppelt vom Gesamtunternehmen Proof-of-Concepts produziert, deren Überführung in den Realbetrieb an den Fachabteilungen scheitert.
Führungskräfte stehen dadurch vor einem Dilemma:
Einerseits müssen sie Innovationsräume schaffen, die nicht von der Konzernstruktur verschluckt werden, andererseits müssen die dort geschaffenen Innovationen mit eben dieser Struktur kompatibel sein.
Der Schlüssel bei der Überwindung dieser Hürden liegt in den Fachabteilungen selbst. Mitarbeiter in Sales, Marketing, im Personalwesen oder der Entwicklung wissen um die Anforderungen, die das Daily Business an eine Technologie stellt – und ob sie diesen genügt. Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum zum Beispiel das Thema Virtual Reality in der deutschen B2B-Landschaft nur sehr langsam ankommt, haben wir genau diesen Faktor berücksichtigt. Als wir selbst unsere Plattform entwickelt haben, sind wir früh in den Dialog mit potenziellen Anwendern getreten. Herausgekommen ist eine Reihe von Best Practices und Empfehlungen, die Start-Ups und Lösungsanbieter beherzigen sollten, wenn ihre Technologie schon in der ersten Phase im Unternehmen erfolgreich Fuß fassen soll:
- Usability first: Es ist eigentlich selbstverständlich, dass nur die Technologie genutzt wird, die auch vom Anwender verstanden wird. Doch es kommt noch überraschend oft zu dem Fall, dass die IT-Abteilung eine umfangreiche und komplexe Anwendung oder einen Prozess ersinnt, deren Implementation allein nach wochenlangen Schulungen und Trainings verlangt.
- Function Follows Form: Eine unmittelbare Folge von Punkt eins: verzichten Sie als Unternehmen bei einer Technologie lieber auf ein paar Funktionen, zugunsten einer besseren Usability.
- Gewinnen Sie „Botschafter“ in den Fachabteilungen: Auch in der HR-Abteilung (und natürlich in allen anderen Departments) gibt es Tech-Enthusiasten. Identifizieren Sie diese Personen und statten Sie sie mit den nötigen Ressourcen in Form von Hard-, Software und vor allem Zeit aus. Durch dieses „Seeding“ vieler kleiner Pflänzchen erreichen Sie oft mehr, als mit einem großen Monolithen in der IT-Abteilung
- Standardisierung schafft Vernetzung: Sorgen Sie dafür, dass jede Abteilung bei der Entwicklung eigener Lösungen auf die gleiche Plattform setzt. Entstandene Best-Practices können so einfach übernommen und weiterentwickelt werden. Der Einsatz einer Cloud-basierten (bzw. SaaS-Lösung) erhöht die Kollaboration noch
Von der ersten Anwendung zum umfangreichen “Technologie-Hub”
Den Grundstein für den Erfolg einer Technologie legen Unternehmen bereits beim Rollout der ersten Anwendung, die mit einer neuen Plattform erstellt wird. Wenn diese unternehmensweit genutzt und abteilungsübergreifend in einer zentralen Hub-Lösung zur Verfügung gestellt wird, maximieren Sie die Zahl potenzieller Anwender bereits in einer frühen Phase. Einmal erstellte Projekte lassen sich so besser skalieren und in Echtzeit aktualisieren – ein Vorteil, den vor allem cloudbasierte SaaS-Anwendungen per definition mitbringen. Wenn zum Beispiel die Marketingabteilung eine Virtual-Reality-App für die Vorstellung eines bestimmten Produktes erstellt hat, kann diese mit wenigen Modifikationen auch von der HR genutzt werden, um neue Mitarbeiter zu Schulen und Trainings anzubieten. Wissen kann im Rahmen eines solchen “VR Hubs” optimal genutzt und erweitert, kopiert und modifiziert werden. Mit fortschreitender Nutzung entsteht so ein breiter Stack an Anwendungen, von dem alle im Unternehmen profitieren.
Zusätzlich wird mit steigender Usability auch die IT-Abteilung entlastet, indem die Marketingabteilung einfach selbst zum “Content Creator” wird. Auf diese Weise lassen sich schrittweise wichtige Learnings in der Nutzung dieser Technologie erzielen, ohne dass massive Investitionen nötig wären. Die Veröffentlichung der Anwendung erfolgt idealerweise über die gleiche Plattform, über die sie erstellt wurde.
Diskussionen um Tech-Trends wie das Metaverse zeigen: Das Thema Virtual Reality ist “here to stay” und kann zu einem dauerhaften Instrument im Unternehmensalltag werden – wenn Unternehmen die Technologie pragmatisch einsetzen und kontinuierlich eigene Erfahrungen aufbauen. Damit tragen sie proaktiv dazu bei, eine Technologie selbst mitzugestalten anstatt zu warten, bis der nächste Tech-Gigant ihnen eine Lösung “von der Stange” vorsetzt.
Quellen und Referenzen
[1]https://www.heise.de/hintergrund/Wie-das-Metaversum-den-Menschen-sogar-helfen-koennte-6272846.html
[2]https://www.derstandard.de/story/2000131507535/apple-noch-mehr-hinweise-auf-vorstellung-der-ar-headsets-im
Quelle: