Das Forschungsprojekt „Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland“ dokumentiert erstmalig über 4.000 erhaltene und rekonstruierbare Kunstdenkmäler aus der Zeit des deutschen Barock. Dabei kommt auch Virtual Reality zum Einsatz.
Decken- und Wandmalereien prägten die Epoche des Barocks und entfalteten eine erstaunliche Vielfalt und Innovationskraft in Europa. Das Vorhaben „Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften dokumentiert diese Werke nun und macht sie in Form einer digitalen Publikationsplattform virtuell für jede/n erlebbar.
Das „Corpus der barocken Deckenmalerei“ ist außerdem BMBF-Projekt des Monats Januar im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften. In Kooperation mit der Akademieunion wird dort monatlich ein Projekt aus dem Akademienprogramm vorgestellt, um so die vielfältige Forschungsarbeit des Programms einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Leiter der Münchner Arbeitsstelle des Forschungsprojekts ist Dr. Matteo Burioni vom Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
„Die Malerei, die heute in Museen präsentiert wird, macht nur einen Teil der Deckenmalerei aus. Eine Vielzahl an Werken ist dagegen noch an den Orten zu besichtigen, für die sie ursprünglich geschaffen wurden“, sagt Burioni. Daher biete die reiche Schlösserlandschaft in Deutschland eine Menge an hochkarätigen, bekannten Werken der Wand- und Deckenmalerei. Viele Werke würden dabei neu entdeckt.
Das Forschungsprojekt, so Burioni, habe sich zum Ziel gesetzt, den enormen Bestand von erhaltenen und rekonstruierbaren barocken Kunstdenkmälern auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland erstmalig umfassend zu dokumentieren, zu analysieren und zu präsentieren.
Der Kunsthistoriker ist dabei besonders stolz auf eine digitalen Datenbank, mit der er und sein Team die Kunstwerke virtuell erlebbar machen. Über 4.000 Denkmäler mit Decken- und Wandmalereien werden am Ende der Projektlaufzeit mit hochauflösenden, digitalen Fotografien und wissenschaftlichen Texten in einer opulent ausgestatteten Dokumentation erfasst. 102 Kunstwerke sind bereits online.
Damit geht das Projekt weit über die übliche Digitalisierung in den Geistes- und Sozialwissenschaften hinaus und eröffnet ganz besondere, sehr intensive Blickwinkel.
„Mit unserer Online-Publikationsdatenbank haben wir ein virtuelles Museum der architekturgebundenen Malerei auf dem Gebiet der Bundesrepublik geschaffen, das zum Forschen, zum Entdecken und zum Besuchen dieses herausragenden Kulturerbes einlädt“, sagt Burioni und ist sehr froh, dass man nun nicht mehr zum Betrachten jedes Kunstwerks den Kopf in den Nacken legen müsse.

Zudem könne nun jede Bürgerin und jeder Bürger selbst nachsehen, wo sich barocke Deckenmalerei in einem Schloss in ihrer/seiner Nähe findet und wie diese mit neuesten digitalen Mitteln erforscht werden kann. Denn „neben der bisher gezeigten Fotografie arbeiten wir auch mit hochauflösenden 3D-Darstellungen in Virtual Reality“.
In Zukunft werden diese ebenfalls auf der Publikationsdatenbank zu sehen sein.
Quelle:
Foto: Matthäus Günther, Innendekoration des Festsaals, 1760-1761, Sünching, Schloss © Bildarchiv Foto Marburg/ CbDD/ Uwe Gaasch
https://www.bmbf.de/de/akademieprogramm-projekt-macht-barock-virtuell-erlebbar-13642.html