Ab November haben Piloten der niederländischen Fluggesellschaft KLM Royal Dutch Airlines die Möglichkeit, Teile ihres Trainings zu Hause von der Couch aus zu absolvieren. Dazu verwenden sie Virtual Reality (VR)-Programme. Das lässt den Eindruck entstehen, dass sich der Pilot in einem Simulator befindet, ohne aber die Reise nach Schiphol zum Simulatorzentrum machen zu müssen.
Premiere bei der KLM Royal Dutch Airlines: Ab dem 5. November wird KLM Cityhopper mit der Lieferung der ersten Virtual-Reality-Brillen beginnen, mit der Piloten auf der Embraer 175 und 190 umgeschult werden können. „Ziel ist es, dass Piloten die sogenannten Standard Operating Procedures (SOP) realistisch üben können“, erklärt Senior Instructor Ernst Pontier. „Das ist eine Reihe von Standardverfahren, der jeder Pilot folgt. Auf diese Weise können wir Sicherheit garantieren.“
Bislang trainieren die Cockpit Crews diese SOP in einem teuren Flugsimulator in Schiphol-Ost. Durch den Wechsel zur virtuellen Realität will KLM Zeit und Kosten in der Ausbildung sparen. KLM erkundet schon länger die Möglichkeiten, VR in der Personalausbildung einzusetzen. So gibt es beispielsweise bereits VR-Schulungen für Wartungstechniker und das Kabinenpersonal bei KLM Cityhopper.

Bisher konnten Piloten die SOPs auch zu Hause üben, jedoch mit Überblick-Postern über die verschiedenen Bedienfelder. „Durch die virtuelle Realität können sie jetzt noch besser erleben, wie die Abläufe funktionieren und wie sich das Cockpit räumlich anfühlt. In einigen Fällen müssen sie sich beispielsweise erheblich ausstrecken, um zu einem bestimmten Schalter zu gelangen. Dieses Gefühl erlebt man bei einem Poster nicht.“
Schwer erreichbare Schalter
Diejenigen, die die Virtual-Reality-Brille tragen, sehen nicht nur die Bildschirme, Knöpfe und Schaltflächen im Cockpit vor sich, sondern auch Checklisten und Hintergrundinformationen. Auf diese Weise erhalten die Piloten während des Trainings Anweisungen und Feedback.
Derzeit können in den intern entwickelten Trainingskursen bis zu 16 Verfahren praktiziert werden. „Dies reicht vom Starten oder Abstellen der Triebwerke bis hin zu einem Motorbrand oder einer Evakuierung am Boden“, sagt Pontier. In der Praxis müssen einige Eingriffe im Cockpit in Zusammenarbeit mit einem zweiten Piloten durchgeführt werden. Dies ist in der VR-Umgebung auch durch den Einsatz eines virtuellen Piloten möglich.
KLM entwickelte auch eine Anwendung, mit der Piloten die obligatorische Vorflugkontrolle rund um ihr Flugzeug durchführen können. „Als Pilot achten sie unter anderem auch auf Schäden oder Undichtigkeiten“, sagt der Ausbilder. Darüber hinaus können Piloten über ein 360-Grad-Video einen echten Flug erleben. „Infolgedessen sehen sie, wie die praktizierten Verfahren auch in der Praxis angewendet werden.”
KLM kann noch nicht sagen, ob das VR-Training auch für andere Flugzeugtypen verwendet wird. Derzeit bilden die von KLM Cityhopper geflogenen Embraers das Rückgrat der europäischen KLM-Flotte.
Quelle:
Foto: LM hat die Programme für das Training der Embraer-Piloten selbst intern entwickelt. © KLM Royal Dutch Airlines