Der Landkreis Grafschaft Bentheim investiert kräftig in die berufliche Bildung: Rund 11,6 Millionen Euro fließen in den Bau eines Innovationszentrums im Rahmen des Projektes Campus Berufliche Bildung sowie zusätzlich in den Bau einer Schweißhalle für die Gewerblichen Berufsbildenden Schulen. Beide Bauvorhaben sollen an der Denekamper Straße 1 in Nordhorn über ein Öffentlich-Privates Partnerschaftsmodell (ÖPP-Inhabermodell) umgesetzt werden. Landrat Uwe Fietzek spricht angesichts der hohen Investitionssumme von einem „wegweisenden Beschluss“, den der Grafschafter Kreistag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig fasste.
Größtes Bildungsprojekt in der Grafschaft Bentheim nimmt weiter Fahrt auf
Der Campus Berufliche Bildung, kurz CBB, ist derzeit das größte Bildungsprojekt des Landkreises. Er steht ganz im Zeichen des lebenslangen Lernens – von der ersten beruflichen Orientierung bis zur späteren Weiterbildung. „Wir wollen die duale Berufsausbildung auf ein neues Niveau anheben und verstehen sie als gleichwertige Alternative zum Studium. Mit dem CBB ermöglichen wir eine praxisnahe und zukunftsorientierte berufliche Bildung, die dem Fachkräftebedarf in der Wirtschaft gerecht wird. Wir setzen hier ein starkes Zeichen“, ist Landrat Fietzek überzeugt. Der CBB setzt sich aus drei Leuchtturm-Projekten zusammen:
- Den dezentralen Lernzentren für neue und bestehende Berufe mit Fokus auf dem praktischen Lernen in Werkstätten und Laboren der Berufsbildenden Schulen, die bereits in Betrieb sind.
- Dem neu zu errichtenden Lernzentrum CBB als Ort des selbstorganisierten Lernens, der beruflichen Orientierung und Fortbildung sowie der Begegnung zwischen Wirtschaft, Schulen, Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden. Beratungs- und Coaching-Angebote unterstützen das Lernen. Mit dem Bau des Lernzentrums soll Ende 2025 begonnen werden.
- Dem Neubau eines Innovationszentrums, bei dem der Fokus auf Technik und Forschen mit innovativer und zukunftsweisender Technik liegt.
3D-Druck, KI, Augmented Reality: Innovationszentrum bietet Raum für modernste Technologien
Das Innovationszentrum bildet laut Landrat Fietzek ein wesentliches Element des CBB „mit Möglichkeiten, auf die die heimische Wirtschaft wartet“. Die Grundlagen für die Ausgestaltung des Innovationszentrums sind in verschiedenen Workshops erarbeitet worden, an denen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft – insbesondere des Handwerks – aktiv beteiligt waren. So bietet das Innovationszentrum künftig Raum für modernste Techniken wie 3D-Druck, Künstliche Intelligenz oder „Augmented Reality“. Eine zentrale Rolle spielt die Technik Building Information Modelling (BIM). Gerade für Handwerk und Mittelstand bietet BIM die Möglichkeit, Planungen effizienter und gewerkeübergreifend an digitalen Modellen umzusetzen. Denn diese Technik ermöglicht es, gewerkübergreifend an einem „digitalen Zwilling“ eines Projektes Arbeitsschritte zu simulieren und zu planen. Dafür wird eigens mit einer sieben Meter hohen Multifunktionshalle eine Arbeitsumgebung geschaffen, in der beispielsweise Visualisierungen von Gebäudegrundrissen erzeugt, Drohnenflüge umgesetzt oder auch große Maschinen und Fahrzeuge getestet werden können. Diese Umgebung ermöglicht eine praxisnahe Ausbildung, die die Bedürfnisse der heimischen Wirtschaft aufgreift. Die Halle ist so ausgelegt, dass sie auch für künftige Trends ausreichend Raum bietet. Zum Innovationszentrum gehören zudem verschiedene Räume für Theorie und Praxis, aber auch sogenannte Gründergaragen für Forschungsprojekte von Schülerinnen und Schülern. Rund 1,5 Millionen Euro nimmt der Landkreis für die eigentliche technische Ausstattung des Zentrums in die Hand.
Kostenersparnis durch Kombination beider Bauvorhaben
Die Schweißhalle, die in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls errichtet werden soll, ist nicht Bestandteil des CBB. Sie entsteht parallel dazu und steht den Gewerblichen Berufsbildenden Schulen zur Verfügung. Dort werden pro Jahr mehr als 250 Auszubildende mit einem Aufwand von über 16.000 Stunden in verschiedenen Schweißtechniken ausgebildet. Die bisherigen Räumlichkeiten entsprechen allerdings nicht mehr den heutigen Anforderungen, u.a. mit Blick auf die Belüftung und den Brandschutz. Als eigenständiges Bauvorhaben würden sich die Kosten für diesen Neubau auf rund 1,4 Millionen Euro belaufen. Die Integration der Schweißhalle in das Bauvorhaben des Innovationszentrums ermöglicht Kosteneinsparungen in Höhe von mindestens 150.000 Euro.
Nach dem Kreistagsbeschluss zum Bau des Innovationszentrums und der Schweißhalle bereitet die Kreisverwaltung nun ein europaweites Vergabeverfahren vor. Umgesetzt werden sollen die Neubauten als ÖPP-Inhabermodell. Das heißt: Der Auftrag wird als Gesamtvergabe des Projektes an einen Totalunternehmer vergeben. Der Landkreis ist aber von Anfang an Eigentümer des Bauwerkes. Im Vergleich zu einem konventionellen Bauvorhaben lassen sich rund 1,2 Millionen Euro einsparen. Mit diesem ÖPP-Modell hat der Landkreis in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen gemacht.
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Foto: Der große Sitzungssaal im Kreishaus