Autor: Henning Behrens
Ich wart‘ seit Wochen…auf diesen Tag…und tanz‘ vor Freude, über den Asphalt… An Tagen wie diesen… singen die „Toten Hosen“ und wir schon lange gemeinsam… Es trifft auch unsere Zeit. Heute. Die, die es können, gehen ins HomeOffice und wir „LernNerds“ wissen es eh schon lange: Lernen ist digital…und zum Lernen und Arbeiten im digitalen Raum gehört weitaus mehr, als analoge Formate eins zu eins in ein Videokonferenz-Tool zu packen.
Wenn wir länger online lernen und arbeiten fällt uns allen eines auf: Kreativ arbeiten geht nur schwer im digitalen Raum. Lernevents co-kreativ gestallten über ein virtuelles Klassenzimmer? Begrenzt möglich. Eine Lücke schließt eine methodisch und technologisch ausgereifte 3D Lern- und Arbeitswelt, die man auch mit „Bordmitteln“ erreichen kann – nur wenige möchten derzeit ihre Kostenstelle mit eine VR Brille oder einem neuem PC belasten… 😉
Im Zuge unserer Initiative #Zukunftslust / Parents@NewWork haben wir bereits über ein Barcamp in 3D geschrieben. Heute gehe ich ins Detail und erzähle, wie man eine Lernevent in 3D organisiert und gestaltet – ganz einfach: Fast wie in der Realität!
Alles ist real, nur der Raum nicht. Der ist digital in Form einer virtuellen Bude, die wir bequem mit Maus, Tastatur & Headset erreichen können. Für unser Lernevent der Corporate Learning Community finden wir uns in diesem einstöckigem Gebäude am Rande einer Großstadt wieder. Macht Euch also mit den Räumlichkeiten vertraut, liebe Teilgeber ;)! Dies gilt natürlich erstmal nur für die Veranstalter eines Lernevents in 3D. Bevor wir schließlich eine Location buchen, schauen wir uns sie an – analog und digital ist das der selbe Vorgang:
- Wie sind die Lichtverhältnisse?
- Wo hängen die Beamer und die Leinwände?
- Wo kann ich mein Flipchart / meine Metaplan aufstellen?
- Wo sitzen die Teilgebenden?
- Für wie viele Teilgeber ist der jeweilige Raum geeignet, welche Szenarien kann ich abbilden?
In 3D machen wir es genauso – wir suchen nur nicht nach den sanitären Anlagen und dem Catering – dafür muss jeder während der 3 Stunden des Barcamps in 3D selber sorgen…
Apropos Dauer: In 3D vergeht die Zeit zwar gefühlt schneller. Man ist mit seinem Avatar aktiv dabei und agiert realitätsnah. Auch ist man sich digital näher und überwindet so spielerisch und entspannt die Distanz. Wenn man sich an die Regeln eines realen Events (Pausen, Networking, Szenarienwechsel, …) hält, kann auch auch in 3D sehr gut sogar ganze Tage in einem co-kreativen Szenario verbringen. Anfangen sollte man bitte aber mit kleineren Szessions mit einer Dauer von max. drei Stunden.
Nachdem ich mich als Veranstalter für eine passende Location entschieden habe, gehts an die Buchung der Location über die Buchungsmaske des Veranstalters – hier TriCAT.
Titel der Veranstaltung, Datum und Beschreibung ist schnell gewählt. Mühe macht das adden der einzelnen Teilgeber unseres Events – wir sind allerdings auch 70 Menschen / Avatare und das ist wirklich wirklich viel! In Realität müssten wir allerdings auch die Namensschilder vorbereiten… Übrigens: Die normalen 3D Locations sind für Veranstaltungen bis zu 35 Teilnehmenden ausgelegt – das hätte meine Zeit halbiert… ;).
Die Vorarbeit ist erledigt, die Teilnehmenden automatisch per E-Mail eingeladen. Jetzt kann ich mich als Organisator an die Feinarbeit machen:
- Agenda erstellen
- Sessions auf die vorhandenen 3D Räumlichkeiten aufteilen
- Flipcharts und Whiteboards in den jeweiligen Räumen digital platzieren
- Dozentenkoffer auffüllen – ach nein, in 3D sind PostIts, Laserpointer und Stifte immer vorrätig und auch andere Dinge sind immer vorrätig: Genügend Stühle, Videowände etc, die man beliebig im virtuellen Raum platzieren kann.
Ihr seht: Fast wie in der Realität. Eine wichtige Sache muss ich noch machen: Die Teilgebenden zu informieren, wie man sich in einer virtuellen 3D Lern- und Arbeitswelt verhält – fast wie in der Realität:
In einer virtuellen 3D Lern- und Arbeitswelt simuliert man spielerisch die Wirklichkeit. Weichen wir ab, machen wir es automatisch unwirklich. Logisch.
- Kommunizieren wie „in Echt“: Das Mikro ist von Beginn an „on“ – wie in der Realität auch. Gerne kann es auch immer „on“ bleiben, wenn wir uns dem bewusst sind. Ein Räuspern ist authentisch, ein lachen ebenso. Warum sollten wir das nicht hören? Zumal der Ton auch verortet ist; Er ist wie in der Realität – wer weiter weg ist, ist leiser etc.
- Dabei sein wie „in Echt“: Ich brauche meine Hände für meinen Avatar – oder um mir Notizen zu machen. Ich brauche meine Hände nicht um auf dem SecondScreen etwas anderes konzentriert und fokussiert zu arbeiten. In der Realität sind wir auch mehr oder weniger im analogen Event gebunden – klar twittern wir und schreibe kurze Messages, sind sonst aber „dabei“.
- In einem 3D Event habe ich mehr „Pause“: Die analoge und die digitale Pause. Diese Zeit muss man auch als Veranstalter einplanen. Analog ist die Pause, die wir für das auffrischen der Getränke und Co. benötigen. Digital sollte man in einem 3D Event auch Zeit für Networking & Smalltalk lassen. Oder auch einfach nur, um mal in Ruhe die virtuelle Umgebung zu erkunden: Welche Wege kann ich gehen? Wo ist die virtuelle Welt zu ende gebaut und ich kann nicht mehr weiter…?
Es ist soweit: Der Tag des Events. Als Veranstalter und Organisator treffe ich natürlich vor allen anderen in der 3D Location ein und richte alles für den Tag her:
- Die Agenda und Raum/-Wegbeschreibung ist – wie in einer guten analogen Location – überall zu finden
- Präsentationen werden auf die jeweiligen Videowände geladen
- Whiteboards und Flipcharts sowie ggf. andere benötige Tools werden in die jeweiligen virtuellen Räume gestellt.
- Das Orga-Team geht „auf seine Positionen“: Wer ist wo in welchem Gebäude zu finden und steht für Rat und Tat parat? Wer ist für welche Session etc. moderativ verantwortlich und wo findet die Session statt?
Natürlich kann man diese Aufgaben auch vorher erledigen. Am Tag des Events helfen sie uns jedoch, da wir die Wege in der virtuellen 3D Lern- und Arbeitswelt schon einmal gemeinsam abgelaufen sind und wir sie kurzzeitig in unserem Gehirn auf A-Prio geschoben haben.
Die Gäste trudeln ein: Jeder wird kurz ongeboardet und gecheckt: Stimmt der Ton, haben wir eine Rückkopplung? Klappt die Bedienung? „Wo muss ich hin?“
Im Kick-Off sollte ich nochmal kurz auf die Besonderheiten einer virtuellen Umgebung hinweisen und ein paar „Übungen“ zum aufwärmen machen: Hinsetzen, schnell Rennen und was nicht alles möglich ist.
Während des Events muss ich – wie in der Realität – dafür sorgen, dass die Ergebnisse festgehalten werden und natürlich alle Ihren Raum finden.
Auch sollte ich daran denken, Fotos und ggf. Videos zu machen: Alles wird in 3D aus der Ego-Perspektive gesehen: Ich kann also ein Broadcasting-Tool nebenbei laufen haben und nehme alles aus meiner Perspektive auf. In einer virtuellen Welt unterliegen wir sonst wieder den normalen räumlichen Gegebenheiten der Realität: Möchte ich coole Kameraaufnahmen brauche ich einen weiteren Avatar, den ich rein zu Aufnahmezwecken „abstelle“. Bei mir ist es immer das Kamerakind. Im Anschluss muss das Material natürlich gecuttet werden etc. – ganz wie in Realität.
Noch Fragen? Ruhe bewahren, organisieren, die Zeit im Blick haben, Verständnis für die neue virtuelle Umgebung, Szenarien wechseln, höfflich sein, … . Die normalen Dinge sind es, die uns – nicht nur in 3D – dazu bringen, wunderbare Leistungen zu vollbringen!
An alle, die morgen im Barcamp in 3D dabei sind: 35 Teilnehmende stand im Text für die normale 3D Location. Wir sind morgen 70! Wir brauchen also noch zwei Dinge: Geduld und ein gutes Internet!
Quelle:
https://www.linkedin.com/pulse/lernevent-3d-wie-designe-ich-mir-mein-co-kreatives-henning-behrens/