Eine neue Ära der Ermittlungsarbeit beginnt in den BayernLabs in Starnberg: Mit der Eröffnung des hochmodernen Virtual-Reality-Raums „Holodeck“ wird die Polizeiarbeit revolutioniert.
Starnberg – Diese zukunftsweisende Technologie ermöglicht es Ermittlern, Tatorte digital zu begehen und Verbrechen auf eine innovative Weise zu rekonstruieren. Das „Holodeck“ setzt auf Virtual Reality (VR), um Tatorte realistisch und detailgetreu darzustellen. Dabei werden reale Tatortdaten in ein virtuelles Modell übertragen, das es den Ermittlern ermöglicht, sich frei im Raum zu bewegen und Beweise wie Spuren oder Sichtlinien aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren. Ab sofort können auch die Besucher der BayernLabs in die zukunftsorientierte Ermittlungsarbeit mit Virtual Reality (VR) eintauchen.
Vergangene Woche übergab BLKA-Präsident Norbert Radmacher am BayernLab Starnberg die VR-Anwendung der Polizei an LDBV-Präsident Daniel Kleffel – und somit in die Hände der BayernLabs. „Die beeindruckende VR-Anwendung ist ein wunderbares Beispiel für den praktischen Nutzen von Anwendungen der Virtuellen Realität bei der Aufklärung von Verbrechen. Ich freue mich sehr, dass wir diese polizeiliche Pionierarbeit an den BayernLabs, unseren Schaufenstern für die Digitalisierung, nun für jedermann erlebbar machen können“, so LDBV-Präsident Daniel Kleffel.
Keine Science Fiction
Und wie funktionieret das „Holodeck“? Ein Beispiel: Ein Täter bricht in eine Wohnung ein und erschlägt den Bewohner mit einem Baseballschläger. Das Blut an seinen Händen wäscht er sich im Bad ab und geht dann zum Tresor, um vielleicht etwas Wertvolles mitzunehmen. Dann verschwindet er. Aber nicht ohne Spuren zu hinterlassen, die den Beamten bei der Auflösung des Falls helfen könnten. Fingerabdrücke, DNA, Fasern und Schuhabdrücke.

Dann kommen die 16 Beamten des Fachbereichs Forensische Medientechnik des Landeskriminalamts ins „Spiel“ und bilden den Tatort exakt dreidimensional nach. „Auf Basis von 800 Millionen Messpunkten und etwa 1.500 Fotos zum Beispiel. Das kann dann auch bis zu einer Woche dauern“, erklärte Ralf Breker, Leiter des Fachbereichs. Die Abmessungen sind millimetergenau, jedes Möbelstück, jedes Bild an der Wand, jedes Glas befindet sich im Idealfall genau dort, wo es die Ermittler beim Betreten des Tatorts festgestellt haben. Dazu kommen acht Spurenbilder, die abgebildet werden – von Fingerabdrücken bis zu Schuhspuren auf dem Fußboden. „Das Holodeck ist eine exakte Kopie der Realität“, sagte BLKA-Präsident Radmacher dazu.
Mit VR-Brille können die Ermittler so jederzeit den Tatort betreten, ohne da sein zu müssen – und sind in der Lage, Abläufe zu rekonstruieren, Aussagen von Zeugen oder Verdächtigen zu überprüfen und Zusammenhänge zu erkennen und somit auch schneller Erkenntnisse zu gewinnen.
Das Holodeck am BLKA ist keineswegs Science-Fiction, es revolutioniert die moderne Ermittlungs- und Tatortarbeit. „Hier können Ermittler jeden annähernd denkbaren Tathergang nachvollziehen und die Auswirkungen unterschiedlichster Handlungsabläufe analysieren. Das hilft auch dabei, potenzielle Motive und Täterprofile besser verstehen zu können“, so BLKA-Präsident Norbert Radmacher.
Die 3D-Visualisierungsplattform erschafft ein neuartiges virtuelles Arbeitsumfeld für Ermittlungspersonen, Sachverständige und Staatsanwaltschaft, das hinsichtlich Topografie und Farbgebung eine exakte Kopie der Realität darstellt. Das BLKA nimmt damit eine Vorreiterrolle in Deutschland ein.
System kam im Oberland zum Einsatz
In etwa 30 bis 40 Fällen kommt das „Holodeck“ im ganzen Freistaat zum Einsatz, so Breker. Unter anderem erstellte die Einheit solche Räume auch von den Tatorten des Dreifachmords von Starnberg im Januar 2020 und der Tötung eines 74-jährigen Herrschingers im Juli 2024 im Eingangsbereich seines Hauses.
Selber auf Spurensuche gehen
Besucher der 13 BayernLabs können sich ab sofort selbst auf digitale Spurensuche in diesem inszenierten Tatort begeben. Wer die Spuren findet – etwa Tatwaffe, Blutspritzer, Fingerabdrücke – erfährt per Video oder Animation spannende Fakten zur kriminaltechnischen Ermittlungsarbeit. Die Anwendung ist für alle ab 16 Jahren zugänglich. Viele Schulklassen kommen in die BayernLabs, aber auch Senioren seien eine große Interessengruppe. Seit 2016 haben die 13 Einrichtungen im ganzen Freistaat mehr als 300.000 Besucher gezählt, im Bayern-Lab an der Hauptstraße in Starnberg seien es seit dessen Eröffnung im Jahr 2022 gut 7.000 Besucher gewesen. Der virtuelle Tatort soll nun weitere Interessierte anlocken. „Es ist ein toller Blick auf die Arbeit der Polizei“, sagte Kleffel.
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Foto: Auf Spurensuche: Jeder kann nun mit der VR-Brille den Tatort selbst begehen und Indizien sowie Spuren sammeln. © Bucher