eFachausweis bietet neu auch Lehrgänge mit Virtual Reality an. Sie kombinieren die Vorteile von Präsenz- und Onlineunterricht. Wir wollten von Inhaber und Schulleiter Roland von Euw wissen, was auf die Lernenden zukommt.
Herr von Euw, eFachausweis bietet neu Lehrgänge mit Virtual Reality an. Wie muss man sich das vorstellen? Roland von Euw, Geschäftsführer eFachausweis: Statt dem Austausch via Messenger-Software wie zum Beispiel Teams treffen wir uns in kleinen Gruppen in virtuellen Räumen. Hier wird diskutiert, man kann Vorträge halten oder gemeinsam mit dem Whiteboard arbeiten. Statt Videos oder Texte in einem Browserfenster aufzurufen, werden die Inhalte direkt in der virtuellen Welt präsentiert.
Welche Vorteile sehen Sie im virtuellen Unterricht gegenüber dem Präsenzunterricht? Das sind zum einen die Vorteile, die auch das E-Learning bietet: Man ist zeitlich und örtlich unabhängig, der Raum steht immer zur Verfügung. In der virtuellen Welt kann man diese Vorteile mit den Eigenschaften des Präsenzunterrichts kombinieren: Der Ort kann aussehen wie ein Klassenzimmer oder ein anderer Unterrichtsraum, ist aber einladender eingerichtet und vermittelt eine gute Lernatmosphäre.
“In der virtuellen Umgebung ist man viel präsenter.„ Roland von Euw
Geschäftsführer eFachausweis
Für jede Unterrichtseinheit kann man den passenden, inspirierenden Raum schaffen – bei Bedarf kann man sich zum Beispiel auch einmal am Meer, in den Bergen oder sogar auf einer Raumstation treffen. Das fühlt sich gut an und führt zu spannenden Diskussionen. Nebenbei stärken die Teilnehmenden im virtuellen Raum ihre Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien. Für viele ist das ein ganz neues Erlebnis, das sie auf den künftigen Einsatz dieser technologischen Möglichkeiten vorbereitet.
Die Lehrgänge von eFachausweis waren schon immer auf Onlinelernen ausgerichtet. Wo liegt der Vorteil der Treffen in der Virtual Reality gegenüber Onlinemeetings in Teams oder Zoom? Wenn ich an einem herkömmlichen Onlinemeeting teilnehme, sitze ich an meinem PC, schaue im Idealfall auf den Bildschirm, vielleicht aber auch aus dem Fenster, zur Tür oder zu den Arbeitskollegen, die im selben Büro sind. In der virtuellen Umgebung ist man viel präsenter, ähnlich wie in einem Klassenzimmer. Man kann sich in diesem Raum bewegen, gemeinsam zu einem Whiteboard gehen, Objekte von verschiedenen Seiten anschauen und so weiter. Es entsteht das Gefühl, gemeinsam mit anderen Menschen vor Ort zu sein.
In dieser Umgebung driftet man viel weniger schnell ab. Klar, man kann das Headset auch ausziehen, aber dann würden die anderen Teilnehmenden realisieren, dass man inaktiv ist. Das ist anders, als wenn man einfach die Kamera ausschaltet und niemand merkt, ob man noch teilnimmt oder mit etwas anderem beschäftigt ist. Ausserdem schafft die VR-Umgebung einen sicheren Raum. Wer Auftrittsangst hat, kann zum Beispiel seinen Auftritt in einem leeren Raum vor Avataren üben.
Die Teilnahme an VR-Veranstaltungen setzt entsprechende Hardware voraus. Welche Hardware müssen die Teilnehmenden vor dem Lehrgang beschaffen? Keine. Die Kursteilnehmenden erhalten das VR-Headset «HTC Focus 3» zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um ein Modell, das die hohen Anforderungen an den Datenschutz einhält und deshalb in der Unternehmenswelt weitverbreitet ist. Ein weiterer Vorteil: Dieses VR-Headset ist in den Kurskosten inbegriffen und bleibt nach dem Abschluss der Ausbildung im Besitz der Teilnehmenden.
Unterricht mit aufgesetzter VR-Brille über längere Zeit dürfte auch anstrengend sein. Wie viel Zeit des gesamten Studiums umfassen die VR-Sessions? Pro Monat finden eine VR-Sitzung bis drei Sessions statt, die etwa eine Stunde bis eineinhalb Stunden dauern. Man kann das Headset aber auch zusätzlich einsetzen, etwa um andere VR-Anwendungen auszuprobieren oder um die Auftrittskompetenz zu üben, so wie ich es vorher beschrieben habe. Natürlich bauen wir auch Pausen in die Sessions ein. Und dank der kleinen Gruppen von jeweils rund vier Teilnehmenden können wir auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht nehmen und eine Pause einlegen, wenn das jemand braucht. Wir legen zudem Wert darauf, dass die Teilnehmenden sich in einer sicheren Umgebung aufhalten, sodass sie nicht gegen Objekte stossen, wenn sie sich im virtuellen Raum bewegen.
Was digitales Lernen angeht, sind Sie ein Pionier. Was treibt Sie an? Ich habe selbst Ausbildungen gemacht, in denen viel Stoff online vermittelt wurde. Dabei habe ich gemerkt, dass für mich persönlich Präsenzunterricht für die reine Wissensvermittlung wenig Sinn ergibt. Ich habe mich gefragt: Warum gibt es in der Schweiz keine Onlineausbildungen, insbesondere im Berufsbildungsbereich? Deshalb habe ich im Jahr 2018 den Lehrgang zur Sozialversicherungs-Fachfrau/zum Sozialversicherungs-Fachmann lanciert und geschaut, wie die Resonanz ist. Und siehe da: Es hat sich gezeigt, dass Onlinelearning ein Bedürfnis ist. Im Anschluss haben wir laufend neue Angebote lanciert.
Sie befassen sich stark mit den Technologien der Zukunft. Was wird das nächste grosse Ding im Bildungsbereich? Künstliche Intelligenz, virtuelle und erweiterte Realität, Blockchain und all die anderen neuen Technologien werden im Moment parallel angewendet. Was kommen wird, ist die Verschmelzung dieser Technologien. Das wird die Bildungslandschaft stark verändern. Ein Beispiel: Wenn ich in eine virtuelle Welt eintauche, wird eine KI-Anwendung realisieren, was ich benötige. Sie generiert Inhalte, die mir helfen, meine Lernziele zu erreichen.
Quelle:
https://www.pctipp.ch/news/powered-by/vr-lehrgaenge-beste-zwei-welten-2877907.html