Aus- und Weiterbildung der Polizei in NRW soll künftig unter anderem in der Virtual Reality erfolgen. Das zuständige Landesamt hat das System ausgeschrieben.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen soll spezielle Einsätze künftig auch in der virtuellen Realität trainieren können. Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP) hat eine Ausschreibung für das zugrundeliegende System veröffentlicht. Das VR-System soll bis Dezember einsatzbereit sein und dafür sorgen, dass die Aus- und Weiterbildung in der Polizei „mithilfe von modernen Technologien effektiver und realistischer gestaltet werden kann“. NPCs sollen das VR-Training echter wirken lassen und Stromstöße Treffer mit Geschossen simulieren. Perspektivisch soll die Immersion durch Effekte weiter gesteigert werden, die Wind, Regen, Hitze, Gälte und Geruch vortäuschen.
Editor für eigene Szenarien erbeten
„Der Einsatz eines VR-Systems bietet die Möglichkeit, vielfältige und komplexe Szenarien zu trainieren, die schnell verändert werden können“, zitiert die dpa eine Sprecherin des LAFP. Außerdem könnten aktuelle Ereignisse ohne viel Aufwand in solch ein System eingepflegt werden. Zudem ermögliche es Virtual Reality, an virtuellen Orten zu trainieren, deren echte Entsprechung für solche Polizeiübungen nicht zur Verfügung stehen, darunter etwa Einkaufszentren, Schulen, Bahnhöfe, Stadien oder Flughäfen. Schließlich könnten in VR dank spezieller Avatare auch Kinder, Personen mit Handicaps oder Hunde als NPCs eingebunden werden. In realen Trainings sei das nicht möglich.
Das LAFP wünscht obendrein einen Editor, um perspektivisch selbst Einsatzszenarien erstellen zu können. Die Trainierenden müssen in der VR-Umgebung die Uniformen der Polizei und der Bereitschaftspolizei NRW tragen können, als Nicht-Spieler-Charaktere sollen Personen unterschiedlicher Geschlechter und ethnischer Zugehörigen dargestellt werden können. Auch Wildtiere wie Rehe und Wildschweine sowie Pferde will das Landesamt simulieren können. Sogar digital eingescannte Tatorte würde das LAFP gerne in der Virtual Reality darstellen können. Maximale Latenzzeiten von 30 ms sollen mögliche Übelkeitserscheinungen verhindern.
In der Ausschreibung heißt es, dass für das erwünschte VR-System eine maximale Fläche von 50 × 30 m (ca. 1500 m²) zur Verfügung stehe. In der Übungshalle in Selm sollen verschiedene Orte, unterschiedliche Gebäude, Umweltbedingungen, sowie Tages- und Nachtzeiten simulierbar sein. Der Übungsaufbau soll standardisiert und vergleichbar sein, damit die Leistungen der Trainierenden beurteilt werden können. Zwingend simuliert werden muss demnach in VR die Pistole und Maschinenpistole der Polizei, verfügbar sein sollten aber auch Taser, Reizgas-Sprühgerät und eine Taschenlampe. Optional ist die Einbindung von Handfessel, Medipack, Funkgerät, Bodycam und der ausziehbare Schlagstock.
Die Gerätschaften sollen so mit Sensorik ausgestattet sein, dass ihre Position und Verwendung im virtuellen Raum nachvollzogen werden können: „Sie sollten robust sein und ein realistisches Gewicht und Gefühl haben, um ein authentisches Trainingserlebnis zu gewährleisten.“ Wünschenswert sei eine Simulation des Rückstoßes bei Schusswaffen, sowie eine Darstellung des Sicherungszustands und der Munitionsbestände. Mithilfe von elektrischen Impulsen oder Vibrationen sollten die Trainierenden eine klare Rückmeldung über Treffer erhalten, schreibt das LAFP weiter. Ihnen müsse deutlich gemacht werden, wo sie getroffen wurden und gegebenenfalls, dass sie aus der Simulation ausgeschieden sind.
„Shotpros – The Future of Police Training“
Die Ausschreibung erfolgt nach einem jahrelangen Test des europaweiten Virtual-Reality-Projekt Shotpros beim LAFP. Das wird von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon 2020 gefördert, die Versuche erfolgten in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Schweden und Rumänien. Shotpros ermöglichte es dem Trainer oder der Trainerin nicht nur, das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven live zu verfolgen, eine gemeinsame Auswertung der Aufzeichnung bot auch neue Möglichkeiten in der Nachbesprechung, hieß es vom LAFP. Dort war man offenbar so überzeugt davon, dass man das VR-Training jetzt zum festen Bestandteil der Aus- und Weiterbildung machen will.
Quelle:
Bild: Mario Bartlewski, LAFP NRW