Erst eine Patientin mit Herzinfarkt, direkt danach ein Patient mit schweren Brandverletzungen. Sofort muss effektiv und zielgerichtet gehandelt werden, Fehler dürfen nicht passieren. Oder doch? Zum Glück ist es nur eine Übung mit Hilfe virtueller Realität. Das Projekt ViTAWiN des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE macht solche Übungen für angehende NotfallsanitäterInnen durch die Anwendung moderner Technologien möglich.
„Mit ViTAWiN können wir die Zukunft der Notfallrettung entscheidend mitprägen“
Das Projekt ViTAWiN steht für virtuell-augmentiertes Training (VR-Training) für die Aus- und Weiterbildung in der interprofessionellen Notfallversorgung. Was ist denn überhaupt ein Notfall? Fachleute sprechen von einem Notfall, wenn eine sehr schwere oder schon lebensbedrohliche Verletzung oder Erkrankung vorliegt. Nicht nur für angehende, sondern auch für erfahrene NotfallsanitäterInnen ist das eine herausfordernde Situation.
Der Wirtschafts- und Organisationspsychologe Christian Elsenbast und der Medizininformatiker Dominik Schnier vom Fraunhofer IESE sind damit unter den Ersten, die in einem Konsortium mit weiteren Partnern ein VR-Trainingsprojekt zur virtuell-augmentierten Ausbildung im Rettungsdienst auf den Weg gebracht haben. Zu den ViTAWiN Projektpartnern gehören, unter der Leitung der Hochschule Hannover (Prof. Dr. Schild, Abt. Informatik der Fak. IV), die TriCAT GmbH, das Malteser Bildungszentrum HRS, die Johanniter Akademie Niedersachsen Bremen und das Hanse Institut Oldenburg.
Mit Teamspirit zum Erfolg
Die nachhaltige Entwicklung des Projekts und die ständige Optimierung des Trainings funktionieren nur durch die interprofessionelle Zusammenarbeit der verschiedenen Partner. „Ich schätze den Austausch innerhalb des Projekts sehr“, betont Christian Elsenbast. Als Medizininformatiker bildet Dominik Schnier die Schnittstelle zwischen Technik und Wissenschaft. Die beiden waren früher selbst Notfallsanitäter und wissen, worauf es im Training ankommt. „Ich habe die Aufgabe, als Dolmetscher zu fungieren, um einerseits die rettungsdienstlichen und andererseits die informationstechnischen Besonderheiten im Projekt für jeden und jede verständlich zusammenzuführen sowie die Technik immer wieder zu testen“, erklärt Dominik Schnier seine Aufgabe im Team.
Die Bestätigung der Notfallsanitäter-Azubis motiviert: „Die Auszubildenden melden uns regelmäßig zurück, dass das Training für sie eine sinnvolle und abwechslungsreiche Ergänzung zu analogen Übungen ist“, so Elsenbast.
VR bietet noch viele weitere Vorteile
VR macht aber nicht nur Spaß, sondern bietet gegenüber realen Aus- und Weiterbildungsübungen zahlreiche Vorteile. So sind zum Beispiel die Kosten für die Soft- und Hardware auf lange Sicht um einiges günstiger als die herkömmlichen Ausbildungsmaterialien, rechnen die zwei Experten vor. Außerdem lassen sich die einzelnen Szenen sowie die Verletzungen und die Symptome der zu behandelnde PatientInnen in der virtuellen Welt detailreicher darstellen. Einen weiteren Vorteil bietet die Ortsunabhängigkeit. Wie bei Videospielen kann man sich von verschiedenen Orten aus miteinander vernetzen und gemeinsam den Handlungsablauf üben. Die Digitalisierung bietet im Hinblick auf Berufsausbildungen viele Chancen. Das VR-Training ist eine moderne Möglichkeit, theoretisches Lernen in Aus- und Weiterbildungen durch praktische Erfahrungen in der virtuellen Realität zu ergänzen.
Quelle:
https://www.think-ing.de/irgendwas-mit-technik/leben-retten-lernen-durch-virtual-reality
Foto: In der virtuellen Realität kann die Behandlung und der Umgang mit den medizinischen Geräten sogar im Team geübt werden