Covid-19 hat so manche technologische Entwicklung beschleunigt, etwa Homeoffice. Doch „remote“ zu arbeiten bezieht sich nicht nur auf den Schreibtisch zu Hause: So kommt beispielsweise Extended Reality für den Außendienst in der öffentlichen Diskussion um die neue Arbeitswelt (noch) zu kurz.
ine tragfähige Remote- oder Mobile-Working-Infrastruktur hat vielen Unternehmen in den vergangenen Monaten das Überleben gesichert. Auch dank der großen Erfolge von Lösungen wie der Kommunikations- und Kollaborationsplattform Teams von Microsoft oder der Videokonferenzlösung Zoom: Viele Tätigkeiten, die ehedem ausschließlich am angestammten Büroschreibtisch verrichtet wurden, konnten und können während des Lockdowns nahtlos und damit gewinnbringend und jobsichernd zu Hause oder an beliebigen Orten mit Web-Zugriff weitergeführt werden. Sichere VPN-Anbindungen, Cloud-Computing et cetera haben für den Remote Worker „unsichtbar“ im Hintergrund den Grundstein gelegt.
So erfreulich diese Tatsache ist: Man darf dabei nicht vergessen, dass Deutschland nach wie vor ein Land ist, in dem produzierende Unternehmen von sehr großer Bedeutung sind; Versorger, Logistiker oder Service-Schaffende können ebenfalls nicht uneingeschränkt vom heimischen Schreibtisch aus ihre Leistungen erbringen. So schnell die Wirtschaft auf den Zug des Homeoffices aufgesprungen ist, so sehr besteht noch Entwicklungs- und Ausbaupotenzial an den Stellen, wo nicht die Arbeit zum Menschen, sondern eben doch der Mensch zur Arbeit muss. Wartung, Reparatur oder auch Schulungen sind dabei bedeutsame Bereiche – so gibt es vielfach sinnvolle Anwendungsszenarien für Extended Reality, wobei ER als Sammelbegriff für Mixed, Virtual oder Augmented Reality steht (s. Tabelle auf der Folgeseite).
Clever sein

Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Extended-Reality-Technologien AR, VR und MR
Auch jenseits von Covid-19 bringen diese Technologien deutliche Vorteile und neue Geschäftsmöglichkeiten mit sich. So nutzt etwa ABB Turbocharging in der Schweiz die HoloLens in einem MixedReality-Konzept, um Ingenieure aus aller Welt stets auf dem neuesten Stand der Technik in Sachen Wartung der hauseigenen Turbolader zu halten. Denn auch ohne Pandemie ist es eine teure, nicht zuletzt nachhaltigkeitsbelastende Angelegenheit, das zu schulende Personal aus aller Welt regelmäßig einfliegen zu lassen, um vor Ort entsprechende Trainingsmaßnahmen für eine größere Anzahl von Menschen auf den Weg zu bringen.
Beim Blick auf die teils enormen Fortschritte im klassischen Arbeitsumfeld „Büro“ ist die Zeit mehr als reif, auch im industriellen Bereich mit etwas mehr Kreativität und Flexibilität neue Gipfel zu erklimmen. Man stelle sich zum Beispiel eine Maschine vor, die eine Störung aufweist. Ausfälle kosten Zeit beziehungsweise Stückzahlen und damit Geld – eine rasche Behebung ist wichtig. Wie wahrscheinlich ist es aber, dass gerade der passende Techniker vor Ort ist? Mit einem geeigneten Extended-Reality-Endgerät und einer integrierten Lösung wie beispielsweise Microsofts HoloLens 2 lässt sich die Expertise auch spontan an nicht ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort bringen, sofern dies sicherheitstechnisch erlaubt ist; entsprechende Prozesse und Zertifizierungen gilt es verständlicherweise zu beachten.
Entwicklungen nutzen
Die Zeit ist reif
Die Möglichkeiten von Extended Reality im Business-Umfeld gehen deutlich über Schulungszwecke hinaus und reichen bis weit in die kritischen Prozesse von Vor-Ort- oder Remote-Leistungen wie beispielsweise Field Services; damit kann ER auch einen Teil der technischen Grundlage für neue Geschäftsmodelle bilden. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich. Es sei an dieser Stelle an die Worte von Microsoft-CEO Satya Nadella bei der Präsentation der ersten HoloLens vor einigen Jahren erinnert: „When you change the way you see the world, you change the world you see.” – „Wenn man die Art und Weise verändert, wie man die Welt sieht, verändert man die Welt,
die man sieht.“
Quelle:
by Tobias Hartmann
Foto:
© T-Systems MMS, Glue Collaboration
Beispiel für einen virtueller Meeting-Raum in VR anhand von Glue: Darauf setzt das AR/VR-Team von T-Systems Multimedia Solutions mittlerweile regelmäßig für den täglichen Austausch. Avatare übertragen Teile der Gestik und Kopfbewegungen und imitieren Augen- und Mundbewegungen. Diese können als fotorealistische Avatare oder auch im Comicstil dargestellt werden.