Per Virtual-Reality-Technik (VR) verschiedene Ausbildungsbetriebe besichtigen: Das war Ziel eines Pilotprojektes, das die Stadt Werdohl in Zusammenarbeit mit der Albert-Einstein-Gesamtschule (AEG) und der Realschule durchführte.
Werdohl – Konkret ging es darum, mit einer speziellen 180-Grad-Kamera Videos in Betrieben zu erstellen. Diese Videos können mit Hilfe sogenannter VR-Brillen angesehen werden: Durch den weiten Aufnahmewinkel kann sich der Betrachter im Betrieb umschauen, indem er den Kopf dreht. Die Schülergruppen, die an der AEG freiwillig an dem Projekt teilgenommen hatten, präsentierten jetzt ihre Ergebnisse.
Etwas unglücklich war, dass die Vorstellung am letzten Unterrichtstag der Schulabsolventen stattfand. Nicht alle waren daher voll bei der Sache. Außerdem begann die Veranstaltung mit rund 45 Minuten Verspätung, weil zuerst die 50 Brillen aus Karton gefaltet werden mussten.
Dass es im Festsaal Riesei dadurch insgesamt recht laut war, tat den Ergebnissen der Schüler allerdings keinen Abbruch. Herausgekommen sind nach den anderthalb Jahren vier Videos, in denen die Schüler ihre Zuschauer in verschiedene Firmen mitnehmen und dort Interviews mit Mitarbeitern führen. Besucht wurden die Firma Stauff, die Bäckerei Grote, der Reiseclub Werdohl und die AEG selbst, um auch den Lehrerberuf zu erkunden.
Ursprünglich war die Projektdauer auf einen kürzeren Zeitraum festgelegt worden. Die Corona-Pandemie machte jedoch Besuche in Betrieben für lange Zeit unmöglich und erschwerte so den Projektablauf enorm. Dennoch zeigten sich sowohl die Schüler als auch die Verantwortlichen bei der Vorstellung der Ergebnisse zufrieden.
Sie hätten neben den Abläufen in Unternehmen auch den Umgang mit Technik und den Videoschnitt kennengelernt, betonte jede der vier Schülergruppen während der Veranstaltung im Festsaal Riesei. Insgesamt 16 Schüler hatten sich an dem Freiwilligen-Projekt beteiligt, drei davon stammten aus der Klasse neun, 13 aus dem zehnten Jahrgang.
Martin Büdenbender, der als Fotograf und kameraaffine Person das Projekt unterstützte, betonte, dass der Erfolg nicht nur an den Endergebnissen zu bemessen sei. Die Schüler hätten sich während der anderthalb Jahre stark weiterentwickelt und eine deutlich bessere Medienkompetenz erlangt. Dies könne für die Zukunft sehr nützlich sein. Daher erhielten alle Projektteilnehmer eine offizielle Urkunde vom städtischen Wirtschaftsförderer Andreas Haubrichs, die sie künftig bei Bewerbungen vorzeigen können.
Neben den technischen Aspekten hätten die Schüler aber auch bei der Planung ihrer Videos ganze Arbeit geleistet und viele eigene Ideen verwirklicht, hob Büdenbender hervor. Zum Beispiel hatten sie die Bäckerei sehr früh morgens – vor 6 Uhr – besucht, um möglichst realitätsnahe Eindrücke zu bekommen und diese in Bild und Ton festzuhalten. Bei Stauff befestigten sie die Kamera an einem der Kräne in den Produktionshallen und machten so eine Kamerafahrt.
Zudem mussten immer wieder Lösungen für Probleme gefunden werden. In dem Video konnten zum Beispiel keine Texteinblendungen gemacht werden. Stattdessen gestalteten die Schüler Plakate. Diesen Entstehungsprozess zu begleiten und zu sehen, wie motiviert die Schüler sich zum Teil in die Aufgaben verbissen: Das habe Spaß gemacht, betonten Büdenbender, Haubrichs und die weiteren Beteiligten. Weil das Projekt durch Corona länger dauerte, mussten die Schüler auch im Team zusammenhalten und sich gegenseitig anspornen.
In dieser Woche steht die Präsentation der Ergebnisse auch an der Realschule bevor. Die Videos sollen später auf Youtube öffentlich zugänglich werden. „Es dürfte weltweit das erste Mal sein, dass Virtual-Reality zur Berufsorientierung genutzt wird“, betonte Andreas Haubrichs. An der AEG denkt man darüber nach, die gesammelten Erfahrungen zu nutzen, um daraus ein dauerhaftes Projekt-Angebot zu machen.
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Foto: Hightech-Videos treffen Karton-Brillen: Im Festsaal Riesei sahen sich die Schüler der Klassen 10.1 und 10.3 die Ergebnisse der vier Projektgruppen an. Richtige VR-Brillen standen aus Kostengründen nicht zur Verfügung.© Maximilian Birke