Eine Brille aufsetzen und los gehts an einen Ort, den es so nicht mehr gibt. Ein Habicht fliegt auf die Stammburg der Habsburger zu, die Szene spielt im Jahr 1200. Die vier imposanten Türme sind umrandet von massiven Schlossmauern. Das Schloss steht noch in seiner vollen Pracht.

Dieses virtuelle 360-Grad-Panorama können Besucherinnen und Besucher von Schloss Habsburg ab sofort geniessen. Von der damaligen Burg steht nur noch der hintere Teil, was ungefähr einen Drittel des ganzen Gebäudes ausmacht.

Der Rest ist über die Jahrhunderte verfallen. In einem der erhaltenen Teile der Burg – dem grossen Turm – können die Besucher auf einem der platzierten Drehstühle Platz nehmen, die Virtual Reality-Brille aufsetzen und sich auf eine sechsminütige Reise begehen.

Brille und Kopfhörer können während der Öffnungszeiten kostenlos im Schlossrestaurant gegen ein Depot ausgeliehen werden. Eine Anleitung auf der Schachtel erklärt den Besuchern, wie sie vorgehen sollen. Dank der Vogelperspektive hat man das Gefühl, zu fliegen. Dies obwohl man die ganze Zeit über sitzt.

Für die 360-Grad-Aussicht muss man sich drehen

Nach einem Rundflug über die Burg landet der Habicht auf den Schlossmauern und erlaubt den Besuchern, den Blick über die virtuelle Landschaft schweifen zu lassen. Dies tut man, indem man sich tatsächlich auf dem Stuhl um die eigene Achse dreht. Durch einen Kopfhörer hört man die Geschichte des Schlosses.

Dann fliegt der Habicht in den Schlosshof, wo man den Brunnen erkennen kann, der heute noch erhalten ist. Digitale Esel und Pferde schauen einen neugierig an. Für die Umsetzung des 360-Grad-Films, den man in der Virtual-Reality-Brille zu sehen bekommt, hat das Museum Aargau die Zürcher Firma Echowerk verpflichtet.

Diese hat eng mit dem Archäologen Peter Frey zusammengearbeitet, erklärt Manuel Schaub von Echowerk: «Wir wollten die Burg möglichst echt nachbauen, so, wie sie damals effektiv gestanden hat.»

Die Firma machte dazu einen 3D-Scan der effektiven Ruine und eines Holzmodells des Schlosses. «Wir haben die Geodaten der Umgebung dazugenommen und konnten so auch die Landschaft realitätsgetreu darstellen.»

Die Entwicklung dieses Projekts dauerte ein halbes Jahr. Museum Aargau will mit seiner neuen digitalen Attraktion einstiges Kulturgut, das nicht mehr, oder nur teilweise erhalten ist, wieder erlebbar machen.

Die digitalen Technologien seien eine riesige Chance für das Museum Aargau, sagt Pascal Meier, Kommunikationsverantwortlicher: «Wir ergänzen das Schloss Habsburg virtuell. So, dass man es in seiner ganzen Pracht von damals sehen kann.»

Museum Aargau fährt eine digitale Strategie

Die Virtual-Reality-Brille auf der Habsburg ist nicht das erste digitale Projekt von Museum Aargau. Letztes Jahr wurde mit der «Industriekultour Aabach» der erste virtuelle Museumsraum im Kanton lanciert.

Die Industriegeschichte entlang des Aabachs kann per Smartphone oder Tablet erlebt werden. In der Klosterkirche Königsfelden sind die einmaligen Glasfenster dank multimedialer Tablets erlebbar.

«Auf diese Art werden wir unsere Angebote weiter digital ergänzen», erklärt Marco Catsellaneta, Direktor von Museum Aargau, die digitale Strategie. «Also nur dort, wo das Original nicht mehr vorhanden ist.»