Virtual Reality hält Einzug in den Gesundheitsbereich. Beispiele zeigten, wo die Gesundheitsbranche mit dem Thema Virtual Reality (VR) steht, welcher Nutzen damit zu erlangen ist und was die Technologie in Zukunft bringen kann. Realer Veranstaltungsort des Health-IT-Talk Berlin-Brandenburg war die „Virtual Reality Lounge“ (VR-Lounge) in den Berliner Potsdamer Platz-Arkaden.
Wie verändern immersive Technologien das Gesundheitswesen? Anwendungsfelder in Therapie, Ausbildung und Patientenaufklärung bis hin zu Sport und Rehabilitation fesselten die Teilnehmer des Health-IT-Talk im Mai 2018. (Michael Thoss, Mitglied im Programmrat des Health-IT Talk (Berlin-Brandenburg)
Stefan Zorn, imatics Software GmbH / VR-Lounge GmbH, gab einen Einblick in das Thema „Location Based VR – Herausforderungen und Geschäftsmodelle in einem aufstrebenden Markt“ mit einem klaren Einfluss auch auf die Gesundheitsbranche. Er sieht Geschäftsmodelle mit Krankenkassen, z.B. Gesundheitsprävention, Reha, Behandlung von Phobien etc.
Schon seit Jahrzehnten experimentieren Forscher mit und in virtuellen Welten. Use Cases werden definiert, es wird geforscht und einige Anwendungen haben schon ihren Weg in den regulären Einsatz gefunden. Hochentwickelte VR-Lösungen und VR-Peripherie zur Unterstützung verschiedener „Experiences“ weisen auch in Zukunft verschiedenen Bereichen der Gesundheitswirtschaft den Weg. In der Medizin sind Anwendungen für Ärzte oder Krankenschwestern vorstellbar, bei denen sie an virtuellen Objekten üben und lernen können. Auch die Konfrontation mit Ängsten und Krankheiten der Patienten wird aktuell erforscht.
In Medizin und Therapie stehen virtuelle Welten für die Behandlung von psychologischen und neurologischen Erkrankungen zur Verfügung, beispielsweise um Angststörungen zu behandeln. In Altenheimen oder Krankenhäusern zeigen Erfahrungen, dass virtuelle Welten den Bewohnern über den tristen Alltag hinaus ein Stück Lebensfreude geben können.
Virtuelle Realität in der Behandlung
Hierzu nannte Lutz Mehlhorn, Diplom Psychologe, in seinem Vortrag „Virtuelle Realität in Psychotherapie, Medizin, Sport und Persönlichkeitsentwicklung“ Details über die Möglichkeiten von VR-Technologien zur Behandlung von körperlichen und psychischen Krankheiten. Wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, ist die Virtuelle Realität gerade bei der Behandlung von Angst- und Belastungsstörungen oder Phobien äußerst effektiv. Erste Therapieversuche und -erfolge gibt es mittlerweile auch bei Suchterkrankungen, Depressionen und chronischen Schmerzen. Studien erfolgen bei Depressionen, Höhenangst, Alkoholismus oder Demenz. Ein visionärer Ausblick in die Zukunft geht noch weiter: Kann VR vielleicht sogar auch die Krebstherapie revolutionieren, oder gar biologisch messbare und überprüfbare Verjüngungsprozesse in Gang setzen und nachhaltig im Körper implementieren – VR als Jungbrunnen der Zukunft? Möglich, denn die meisten der gezeigten Anwendungen sind keine Spielerei mehr. Die künstliche Umgebung und die so genannte „gefühlte Immersion“ machen Lernerfahrungen möglich, sie können mit Ängsten oder Problemen konfrontieren und sie nah an der Realität lösen.
Eine verrückte Welt
„Da kommt eine verrückte Welt auf uns zu. Wie gehen wir damit um?“ kommentierte Ralf Neugebauer. Dabei konnte der Founder, Technology & Business Coach, von Unusual Thinkers selbst über sophisticated applications berichten. Etwa, wie die menschliche Stimme Krankheiten verrät. Das israelische Unternehmen beyondverbal hat dazu eine Software entwickelt, mit der sich Herzleiden oder andere Krankheiten per Sprachaufzeichnung erkennen lassen. Anhand von Verzerrungen in der Stimme identifiziert das Programm beispielsweise auch frühe Formen von Parkinson, Autismus oder Depression. Oder wie die Sprache als Informationsträger nicht nur aufschlussreiche Erkenntnisse zu kommunikativen Eigenschaften, sondern auch zu Traits und Skills – im Rahmen etwa der Personalgewinnung – offenbart. Das Neuroheadset steuert den PC mit Gedanken. Die Digitale Welt wird mit dem Körper verkoppelt. Dabei regt per Hautkontakt ein Device durch Elektroströme Nervenzellen im Gehirn an. So lässt sich die Stimmung verändern, über eine App stellt man ein, ob man entspannt oder lieber hochkonzentriert sein möchte.
Recht auf mentale Privatsphäre
Diese Next Gen Evolution summiert Ralf Neugebauer auf: Maschinen begreifen und verändern die Welt, Stichworte sind dabei Künstliche Intelligenz, Robotik und Internet of Things. Wir kreieren neue Welten durch Virtual, Augmented und Mental Reality. Nächster Schritt: Wir erschaffen uns neu. „Cutting-edge neurodevices, sophisticated neuroimaging und brain-computer interfaces (BCI)”: Kommt das Recht auf mentale Privatsphäre zu kurz? Oder die Denkfreiheit? Diese Fragen müssen auch nach Ansicht von Ralf Neugebauer dringend gestellt werden. Und noch notwendiger sind profunde Antworten.
Stefan Zorn sieht ganz realistisch für die Zukunft zunächst eine große „missionarische“ Aufgabe der gesamten VR-Branche: „Es gilt Aufmerksamkeit für die VR zu schaffen. Mit dem Interesse kommt auch der Schub. Die Menschen wissen zunächst nicht, was sie erwartet, sind anschließend jedoch von VR-Erfahrungen immer begeistert.“ Als Hausaufgabe der SW-Hersteller nennt Stefan Zorn: Steigerung der Qualität.
Seine VR-Lounge GmbH zählt zu den Vorreitern im Bereich Virtual Reality. Als VR-Hotspot in Berlin mit der technischen Ausstattung der neuesten Generation ist sie der erste Anlaufpunkt für alle, die sich mit den Themenwelten rund um Virtual Reality auseinandersetzen wollen.
Health-IT-Talk Berlin-Brandenburg
Im monatlichen Health-IT-Talk Berlin-Brandenburg tauschen sich verbands- und fachrichtungsübergreifend Branchenkollegen zur Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft aus. Basierend auf dem Eigenantrieb der drei beteiligten Organisationen (BVMI, KH-IT, SIBB) beschäftigen wir uns mit Themen, die für uns selbst interessant sind. Neben dem Fachvortrag und der jeweiligen Diskussion charakterisiert der Netzwerkaustausch am Buffet unsere regelmäßige Abendveranstaltung.
Die Vortragsreihe für Informationstechnik im Gesundheitswesen in der Hauptstadtregion:
www.health-it-talk.de ist eine Regionalinitiative in Kooperation mit den Verbänden BVMI – KH-IT – SIBB.
Quelle:
http://www.medizin-edv.de/modules/AMS/article.php?storyid=4511