Den Schiffbau günstiger und effektiver machen: Dafür haben Wissenschaftler der Technischen Universität Hamburg eine Software entwickelt.
Lange Zeit haben Robert Rost und Simon Piontek von der TUHH die Arbeit auf Werften beobachtet und dabei ein Problem festgestellt: Bisher müssen sich die Werftarbeiter mühsam in Plänen zusammensuchen, wo genau sie welches Teil in die gewaltigen Stahlkolosse einbauen sollen. Nur für diese Informationsbeschaffung gehen rund 20 Prozent der Arbeitszeit drauf oder anders gesagt: Ein ganzer Arbeitstag einer fünf-Tage-Woche.
Unikatfertigung nimmt viel Zeit ein
„Das Grundproblem, was generell im Schiffbau herrscht, ist, dass es zum Großteil oder fast immer Unikatfertigung ist. Also, es ist eine Einzelfertigung. Es gibt einen extrem hohen Informationsbedarf, was einen extrem hohen Anteil der wertschöpfenden Zeit eben in diesem ganzen Prozess einnimmt“, sagt Piontek.
Das verbrennt viel Geld. Also suchten Rost und Piontek eine Technik, die hilft, Zeit und Geld einzusparen. Die Idee: Eine Augmented Reality Software. Die zeigt dem Werftarbeiter die einzubauenden Teile direkt auf dem Tablet an, sobald er dessen Kamera auf die entsprechende Stelle im Schiff richtet. Auch defekte Teile etwa lassen sich so protokollieren.
Tablet zeigt Grundriss des Schiffes an
Ein wesentlicher Vorteil für den Arbeiter, wenn er mit diesem System in der erweiterten Realität arbeitet, sei, dass das System immer weiß, wo es im Schiff ist, erklärt Rost. Das heißt, wenn er zum Beispiel Meldungen protokolliert, dann sei es anders, als bei einer Liste. Denn die Meldungen seien direkt mit dem Koordinatensystem des Schiffes verknüpft, also auf einem Grundriss könne er direkt sehen, wo sich das Problem befindet, sagt Rost.
Vorbei auch die Zeit, in der Arbeiter noch Maßangaben per Hand nachmessen mussten. Auch das erledigt die Software. Laut Projekt-Mentor Axel Friedewald müssen die Arbeiter dafür nicht einmal unbedingt ein Tablet mit sich tragen. Denn bei einer Werft gab es schon den Wunsch, die Software auf dem Smartphone zu nutzen.
Software funktioniert auch auf Smartphones
„Dann haben wir nochmal die Benutzeroberfläche angepasst, so dass ich das eben auch als Smartphonelösung bekomme, weil da natürlich wesentlich anders die Information dargestellt wird, auf einer kleineren Fläche, aber auch das haben wir geschafft“, sagt Friedewald.
Bauwesen und Luftfahrt könnten auch profitieren
Schiffbau ist dabei nur der Anfang. Rost und Piontek wollen ihre Software künftig auch auf andere Industrien übertragen. Das Ziel: Die Software überall da einzusetzen, wo der Informationsbedarf bei der Montage hoch ist. Das ist zum Beispiel im Bauwesen oder in der Luftfahrt der Fall. Aber langfristig sei geplant, dass die Software auch in die Serienfertigung von Verkehrsflugzeugen gehe, sagt Piontek. Wieviel Zeit und damit Geld sich durch die neue Software einsparen lässt, sollen nun erste Versuche auf Werften zeigen.
Robert Rost und Simon Piontek von der TUHH wollen helfen, Zeit und Geld zu sparen. Wo soll welches Teil eingebaut werden?
TV-Bericht NDR hier
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