Kann Virtual Reality (VR) die Beschwerden von Schmerzpatienten lindern? Ein weiteres Projekt namens ReliefVR in Würzburg soll das zeigen. Ihr Ziel ist, chronische Schmerzen da zu behandeln, wo sie entstehen – im Gehirn.
Erst gerade vor ein paar Tagen haben wir über den Einsatz von VR in der Therapie geschrieben. Die Möglichkeiten, mittels virtueller Realität (VR) chronische Schmerzen zu behandeln, untersucht nun ein weiteres, neues Wissenschaftskonsortium. Deren Ziel ist, ein Medizinprodukt zu entwickeln, das VR Technologien dazu nutzt, neuronale Netzwerk e(Neuromatrix) im Gehirn so zu modifizieren, dass chronische Schmerzen möglichst dauerhaft gelindert werden.
Chronische Schmerzen im Rücken, stumpfes Trauma, Fibromyalgie, Phantomschmerzen, CRPS und Brandwunden sind hierbei nur einige Beschwerden, die nach der erfolgreichen Validierungsstudie zum Behandlungsspektrum gehören können.
Leiterin des Projektes namens ReliefVR ist Yevgenyia Nedilko aus dem Unternehmen Videoreality. Das Unternehmen ist auf VR Anwendungen spezialisiert. Wissenschaftliche Partner des Projekts sind das Zentrum für Interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZIS) des Uniklinikums Würzburg und der Lehrstuhl für Psychologie I der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Ausserkörperliche Erfahrung durch VR
«Die Patienten sollen zunächst das Gefühl haben, einen virtuellen Körper oder Avatar zu besitzen, der sich an der gleichen Position wie ihr echter Körper befinde», schildert Nedilko. Anschliessend wollen die Wissenschaftler diese Sichtweise so verändern, dass eine sogenannte ausserkörperliche Erfahrung entstehen kann. Der Avatar nimmt einem so quasi die Rückenschmerzen ab.
«Wir vermuten, dass auf diesem Weg eine Veränderung der Körperwahrnehmung möglich ist», erläuterte Heike Rittner, Leiterin des ZIS. Dadurch lasse sich bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wahrscheinlich ein Zustand erreichen, in dem der empfundene Schmerz reduziert und der schmerzfreie Bewegungsgrad erhöht sei.
«Auf dieser Basis können speziell konzipierte Bewegungsübungen einen neuen, gesunden Lernprozess auslösen», sagte Ivo Käthner, der das Teilprojekt am Lehrstuhl für Psychologie I der JMU leitet.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt zunächst mit bis zu 200.000 Euro. Bei gutem Verlauf soll im Jahr 2023 eine klinische Machbarkeitsstudie starten.
Es ist nicht die erste Forschung und Anwendung die Schmerzen über VR lindern möchte.
Quelle:
aerzteblatt / ReliefVR