Was kommt nach den Smartphones, Smartwatches und Tablet? Sind es die AR-Brillen? Ich habe mir eine angeschaut und bin noch etwas skeptisch.
Von Oliver Schwuchow
Bei der Telekom kann man nun die Nreal Light kaufen, das ist eine Brille für die erweiterte Realität, auch Augmented Reality (oder kurz AR) genannt. Man selbst bezeichnet das übrigens als „Mixed Reality“, aber AR ist als Begriff beliebter.
Ich konnte mir die Nreal Light genauer anschauen und wollte das einfach mal im Alltag testen. Die AR-Brille kostet 799 Euro, sie ist derzeit nur mit dem Oppo Find X3 Pro in Deutschland kompatibel und exklusiv bei der Telekom erhältlich.
Video: Ist Apple Glass das nächste große Ding?
Nreal Light: Eine erste AR-Brille
Was erwartet euch bei der Nreal Light? Es gibt eine Auflösung von 1080p pro Auge, drei Kameras im Rahmen, integrierte Kopfhörer und Mikrofone und sie wird über ein USB-C-Kabel mit dem Smartphone gekoppelt. Die Einrichtung über die App funktioniert kinderleicht und nach wenigen Sekunden geht es direkt los.
Bei mir sitzt die Nreal Light angenehm auf dem Kopf, auch wenn sie nicht für Brillenträger geeignet ist. Zumindest nicht von Haus aus, denn wer eine Brille nutzt, der muss die (mitgelieferte) Erweiterung für die Sehstärke erst noch mit den passenden Gläsern versehen lassen. Diese Möglichkeit hatte ich leider nicht.
Zum Glück sehe ich auch ohne Brille ganz gut, aber das ist schon die erste Hürde. Das OS von Nreal wird über das Smartphone gesteuert, entweder via Bewegung oder Touch und in diesem Fall war das Oppo Find X3 Pro immer mit der Brille über das Kabel verbunden. Das ist angenehm lang, aber manchmal auch im Weg.
Es gibt mehrere Aufsätze für die Nase und grundsätzlich fand ich die Nreal Light ganz angenehm daheim. Unterwegs kann man sowas eh nicht nutzen, es sei denn man will die ganze Zeit mit Smartphone und Kabel herumlaufen. In anderen Ländern ist die AR-Brille übrigens auch mit Sony, Samsung und LG kompatibel.
AR-Brille: Wie ist das im Alltag?
Der AR-Brille ist schnell „online“ und funktioniert so weit auch ganz gut. Das OS ist aber sehr simpel aufgebaut und zeigt eigentlich nur mehrere Reihen mit Apps an. Es handelt sich hier um normale Android-Apps, die einfach als AR-Version über die Brille angezeigt werden. Spezielle AR-Apps oder Spiele gibt es bisher kaum.
Die Bildqualität ist in Ordnung, aber auch nicht beeindruckend. Das OS wirkt noch unausgereift und es ist schade, dass die Apps oft einfach nur groß „gestreckt“ und nicht für die erweiterte Realität angepasst sind. Es gibt zwei simple Spiele, aber wer jetzt hofft, dass er Pokémon Go damit spielen kann: Nein, das geht nicht.
Dinge wie der Instagram-Feed sind jetzt eher unspektakulär wie ich finde, aber was Spaß gemacht hat, waren Videos. So ein kurzes YouTube-Video (auch wenn die Speaker sehr bescheiden sind) kann man sich da definitiv anschauen. Und es macht auch mehr Spaß als auf dem Smartphone oder Tablet wie ich finde.
Ihr könnt übrigens auch mehrere Apps nebeneinander legen, also zum Beispiel ein Video schauen und nebenbei noch euren Feed bei Twitter durchscrollen. Falls ihr zu den Menschen gehört, denen eine Aufgabe zu wenig ist und die sich komplett mit frischen Inhalten (und das am besten parallel) berieseln lassen wollen.
Was ich hier ein bisschen vermisst habe: Die AR-Brille lässt Bewegungen nicht so gut zu. Man sieht zwar das Umfeld, doch das Smartphone ist eben immer über Kabel gekoppelt und dabei und man benötigt es zur Steuerung. Am Ende habe ich die Nreal Light mehr wie eine VR-Brille genutzt (sitzend auf einem Stuhl).
Apple Glass: Ist das die Zukunft?
Vielleicht kennen einige von euch noch die Pebble. Die erste Smartwatch kam mit Plastik, dicken Rändern, einem Schwarz-Weiß-Display und ohne Touch daher. Nun haben wir kleine Mini-PCs am Handgelenk, inklusive 4G und EKG-Sensoren.
Die für mich spannende Frage lautet nach diesem Test also: Werden AR-Brillen diese Entwicklung auch durchmachen? Das ist (für mich) zwingend nötig, denn in dieser Form würde ich eine AR-Brille wie die Nreal Light nicht im Alltag nutzen.
Als Geek fand ich den Test beeindruckend, doch im Alltag nicht praktikabel. Es muss eine gute Lösung für Brillenträger her, das Kabel muss weg und ich will ein paar richtige AR-Apps, die nicht einfach nur Smartphone-Apps hochskalieren.
Sollte sowas möglich sein, dann kann ich mir eine AR-Brille aber gut vorstellen. Ich trage sowieso eine Brille, warum also nicht auch Dinge wie Anrufe, Nachrichten, die Navigation und Co. in den Gläsern anzeigen lassen? Die Frage ist nur: Ist sowas in absehbarer Zeit möglich (gute Akkulaufzeit ohne Kabel und bezahlbar)?
Die Nreal Light ist ein erster Versuch, aber noch nicht an dem Punkt, wo ich so ein Produkt im Alltag nutzen würde. Was bei der Pebble übrigens anders war, daher bin ich bei AR-Brillen auch noch etwas skeptischer, als bei Smartwatches.
Google Glass hat gezeigt, dass man noch zu früh war. Doch Google Glass lebt noch und ist vor allem in der Industrie angekommen. Da ist sowas eine sehr gute Ergänzung, auch schon jetzt. Bei Privatanwendern derzeit aber eher weniger.
Der Wunsch, dass meine normale Brille smart wird, ist da. Und ich habe im Test der Nreal Light auch gemerkt, dass ich sowas begrüßen würde. Nun bin ich aber eher gespannt, was da in Zukunft auf uns zukommt und ob Tim Cook richtig liegt.
Weitere Details zur Nreal Light gibt es auf der offiziellen Webseite und falls ihr das selbst mal ausprobieren wollt, dann könnt ihr die AR-Brille bei der Telekom kaufen. Ich würde aber ehrlich gesagt derzeit noch 1-2 AR-Generationen abwarten.
Quelle:
https://www.mobiflip.de/kommentar-apple-glass-nreal-light-zukunft/